Interview Liebesroman-Autorin Nadine Gerber im Interview

Worum geht es in deinem Buch Sommertage im Tessin?
Es geht um Ella, eine junge Gastrokritikerin, die den Auftrag erhält, im Tessin diverse Grotti zu testen und darüber zu schreiben. Sie soll auch unbedingt ein Interview führen mit dem mysteriösen Gastgeber des Grottos Baldoria in Sonogno. Das Grotto wird in den sozialen Medien total gehypt. Der Baldoria-Gastgeber will von Interviews aber so gar nichts wissen und treibt Ella halb zur Verzweiflung. Dafür lernt sie am Wasserfall etwas außerhalb von Sonogno einen Mann kennen, bei dem sie spürt, dass er für sie alles sein könnte. Daneben erzähle ich die Geschichte von Onna und Niklas, die fast 20 Jahre früher stattfindet. Natürlich führen die Geschichten irgendwann zusammen … Mir war auch wichtig, die raue Schönheit des Tessins aufzufangen und einen vielleicht neuen Sehnsuchtsort zu schaffen. Das Buch ist jedoch nicht federleicht – es verbirgt ein tragisches Einzelschicksal und geht emotional sehr tief.
Was ist deine Lieblingsszene?
Es gibt einige Szenen, die ich gerne mag, über die ich aber nicht so gut sprechen kann, ohne zu spoilern. Eine Szene, über die ich gut reden kann und die ich sehr gerne mag, ist, als Ella und Niklas spontan zusammen nach Lavertezzo und zur „Ponte dei Salti“ fahren am frühen Morgen und ohne sich wirklich zu kennen. Ich finde, man spürt das Kribbeln in ihrem Bauch bei diesem Abenteuer.

Wo findest du am meisten Inspiration?
Im Tessin natürlich … :) Meine Familie hat dort eine Zweitwohnung und ich verbringe wirklich relativ viel Zeit in dieser Region und kenne sie inzwischen auch sehr gut. Ich spreche sogar ein bisschen Italienisch. Es ist aber nicht nur so, dass das Tessin Inspiration bietet. Ich fühle mich, wenn ich dort bin, auch sehr geerdet, bei mir und ruhig, so, dass meine Fantasie anfängt zu blühen.
Hast du bereits ein neues Schreibprojekt in Arbeit?
Ich versuche eigentlich immer, ein Schreibprojekt zu haben. Ich hatte in den letzten Monaten eine Schreibblockade, was Liebesromane angeht. Die habe ich immer noch. Ich musste einfach wahnsinnig viel fassen und verarbeiten in der letzten Zeit. Ich habe dann eine Kindergeschichte geschrieben über ein Lama. Das hat mega viel Spaß gemacht. Zudem bin ich ja auch Biografin. Ich schreibe hin und wieder die Biografien von Persönlichkeiten aus der Schweiz. Auch das mache ich wahnsinnig gerne, da ich hier die Arbeit als Journalistin mit jener als Schriftstellerin kombinieren kann. Aktuell arbeite ich also an einer neuen Biografie … Ich darf aber nicht sagen, um wen es sich handelt.
Wie beeinflusst dein Job als Journalistin dein Schreiben?
Mh! Ich schreibe sehr kurze, prägnante Sätze in meinen Romanen. Das kommt bestimmt von den über 25 Jahren als Journalistin. In diesem Job heißt es immer „kürzen, kürzen, kürzen“. Das Ziel ist, keine leeren Sätze zu schreiben, sondern viele Informationen in wenig Buchstaben zu packen. Das merkt man meinen Romanen wohl etwas an. Zudem lebe ich als Journalistin damit, dass ein Text einfach mal im Kübel landet oder umgetextet wird. Somit macht es mir auch bei meinen Romanen nicht viel aus, wenn das Lektorat mit dem Rotstift wedelt.

Was machst du in deiner Freizeit?
Schreiben :) Das Bücherschreiben fällt komplett in meine Freizeit, da ich ja eben noch meinen Hauptjob habe. Ansonsten fotografiere ich wahnsinnig gerne (und gar nicht mal so schlecht, glaube ich), ich liebe Wanderungen, Berge, Hochgebirgstouren, Skifahren und Sport allgemein. Ich versuche, so vier Mal pro Woche zu trainieren. Gelingt nicht immer.
Warum schreibst und veröffentlichst du Bücher?
Weil ich es liebe. Also das Schreiben zumindest. Es wäre allerdings zu zeitintensiv, wenn ich das nur für mich machen würde. Als ich meinen ersten Roman geschrieben hatte, war für mich klar, dass ich ihn nur mit einem Verlag veröffentlichen würde. Ich dachte, wenn kein Verlag ihn will, ist er nicht gut. Ich fand dann nach zwei Wochen einen Verlag und seither durfte ich mit drei tollen Verlagen arbeiten, jetzt mit dp Verlag. Dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Inzwischen habe ich auch ein Grundvertrauen, dass das, was ich schreibe, nicht so schlecht sein kann. Also dürfen es auch andere lesen … :)
Du hast erzählt, dass du eine Bucketlist hast. Was ist der nächste Punkt, den du gerne abhaken möchtest?
Die Bucketlist ist wichtig für mich, da ich vor über 30 Jahren einen schweren Verkehrsunfall hatte, bei dem ich fast ums Leben kam. Die Liste soll mir immer vor Augen führen, wie schnell alles vorbei sein kann und dass man das Leben, das man hat, genießen und mit besonderen Momenten füllen soll. Die Bucketlist ist aber sehr fluid. Ich wollte zum Beispiel unbedingt mal einen Marathon laufen, das ist mit meinen kaputten Knien aber nicht mehr möglich. So habe ich dann einen Triathlon gemacht. Im Moment steht sehr weit oben, dass ich gerne Polarlichter sehen würde. Ja, das wünsche ich mir sehr.