Interview Barbara Ostrop im Interview zu Pizza con amore

Worum geht es in deinem Buch Pizza con amore?

Der rote Faden ist das Thema Anerkennung. Die braucht jeder Mensch, aber Merle vermisst sie von ihrem Mann Kurt. Die Frage des Romans ist: Versucht sie, mit einem neuen Mann, mit Mario, das zu finden, was ihr in ihrer Ehe fehlt – oder entschließt sie sich, ihre Ehe zu retten? Ist Kurt bereit, sein Verhalten ihr gegenüber zu ändern? Kann sie sich vielleicht selbst ändern und so akzeptieren, wie sie ist, sodass sie weniger abhängig wird von der Anerkennung anderer? Welche Rolle spielt dabei die Suche nach ihrem sizilianischen Vater? Das Leitmotiv des Romans ist Merles Begeisterung fürs Kochen.

Beschreibe Merle und Mario in jeweils drei Wörtern.

Merle: Kochtalent, im Aufbruch, Selbstfindung.

Mario: Deutsch-Sizilianer, Pizzabäcker, zugewandt.

Wie kamst du auf die Idee, eine leidenschaftliche Köchin als Hauptfigur zu wählen? Gibt es persönliche Erfahrungen oder Inspirationen, die diese Charakterwahl beeinflusst haben?

In meiner Familie ist meine ältere Schwester die leidenschaftliche Hobbyköchin und außerdem beruflich Food-Journalistin. Mit ihrem Talent und ihrer Begeisterung hat sie mich inspiriert. Im Buch spiegelt sich das ein bisschen im Schwesternduo Merle und Bea (aber etwas mehr Talent für die Küche als Bea bringe ich schon mit). In unserer Jugend, noch bei unseren Eltern, hat meine Schwester gekocht und ich gebacken. Ich wollte meine Schwester motivieren, mit mir zusammen an einem Buchprojekt zu arbeiten, und tatsächlich hat sie mich mit Rat und Tat und vielen Rezeptideen unterstützt.

Quelle: Barbara Ostrop

Ich liebe ja die italienische Küche: Du hast sicher auch ein Lieblingsgericht oder -getränk, oder?

Ich stehe auf Auberginen in allen möglichen Formen der Verarbeitung, und vielleicht deshalb habe ich im Buch gleich zwei Auberginengerichte beschrieben: Parmigiana die melanzane, ein Auberginenauflauf, und Puppetti di mulinciani, knusprig gebratene Auberginenbällchen. Als Getränk geht für mich nichts über eine kühle selbstgemachte Zitronenlimonade an einem heißen Sommertag.

Wie kamst du auf das tolle Setting? Was verbindest du mit der italienischen Insel?

Ich liebe Inseln und verbringe den Urlaub am liebsten auf einer solchen. Die Begrenzung sorgt dafür, dass man sich nicht verzettelt. Es gibt immer genug Anregung, aber doch nicht so viel, dass man nicht zur Ruhe kommt. Und das Meer ist nah. Für einen Roman ist das begrenzte Setting einer Insel ebenfalls ideal. Merle hätte niemals den Plan fassen können, ganz Italien zu bereisen, um ihren Vater zu finden. Sizilien ist eine besonders schöne italienische Insel, die landschaftlich, historisch und kulinarisch enorm viel zu bieten hat. Es ist toll, an einem Tisch im Schatten vor einer Trattoria die Spezialitäten zu genießen. Und von einem Berggrat auf karge Hänge, grüne Weinberge und das blaue Mittelmeer hinabzuschauen oder zwischen den Säulen griechischer oder römischer Tempel zu stehen, ist ein besonderes Erlebnis.

Quelle: Barbara Ostrop

Die Suche nach Merles leiblichem Vater in Sizilien verleiht der Geschichte eine zusätzliche emotionale Tiefe. Wie bist du gerade auf diesen Plotpunkt gekommen?

Ich habe eine Freundin, die sehr darunter gelitten hat, dass sie ihren sizilianischen Vater nicht kannte. Das hast mich angeregt. Speziell für Merle wollte ich einen Wendepunkt schaffen, an dem sie lernt, sich so anzunehmen, wie sie ist. Daher habe ich ihr eine Schwäche mitgegeben, ihr Leiden daran, dass ihre Mutter sie abgelehnt und ihr Vater sie im Stich gelassen hat. Als sie ihren Vater kennenlernt und erfährt, dass alles ganz anders war, als sie immer dachte, ist das die Wende, die ihr hilft, sich künftig vor allem selbst anzuerkennen.

Gibt es eine bestimmte Botschaft oder Emotion, die du hervorheben möchtest bzw. die du den Lesenden mit auf den Weg geben möchtest?

Lerne, dich selbst zu akzeptieren, denn die anderen lernen es von dir. Wer sich selbst annimmt, der wird angenommen.

Liest du auch privat eher lockere Liebesgeschichten bzw. hast du einen Buchtipp für uns?

Ich bin ja literarische Übersetzerin und übersetze häufig auch Liebesgeschichten. Sehr gut gefallen hat mir Julie Caplin Die kleine Bäckerei in Brooklyn. Ein ebenfalls sehr kulinarisches Buch. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe mit Romanen Julie Caplins, die in verschiedenen Städten Europas und der Welt spielen.

Darfst du uns schon verraten, an welchen Ideen du aktuell schreibst? Was dürfen wir als nächstes von dir lesen?

Der Roman, an dem ich derzeit schreibe, spielt in einem Hotel auf Amrum. Es geht um die Übergabe des Hotels an die nächste Generation und die Probleme, die damit verbunden sind. Im Zentrum steht die Familie der Hotelbesitzer samt den Mitarbeitern. Hauptprotagonistinnen sind zwei Frauen, eine der Miterbinnen und eine ihrer Mitarbeiterinnen, ihre Schwägerin in Spe – falls es dazu kommt, denn auch hier gibt es eine Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen. Ich bin ein großer Fan von Downton Abbey, und in meinen Augen ist ein gut geführtes Hotel das moderne Gegenstück zum historischen Kleinod eines alten Herrenhauses. Es gibt Romanpersonal für mehrere Bände, vielleicht hält mich das Projekt also eine Weile beschäftigt.