Erstes Kapitel
Schlussakkord und stiller Neubeginn.
„Du hättest alles haben können! Wie dumm muss ein Mensch sein, um das hier aufzugeben?“ Bernhard stand in der Mitte des großen, lichtdurchfluteten Wohnzimmers und breitete die Arme aus.
„Dein ‚Alles‘ ist nicht mein ‚Alles‘, Bernhard! Ich glaube, das hast du bis heute nicht begriffen.“
„Offensichtlich, Miranda. Du warst mein Alles. Unsere Kinder wären mein Ein und Alles gewesen. Aber das ‚Alles‘ willst du ja nicht.“
„Übertreib mal nicht. Dein ‚Alles‘ war in letzter Zeit nicht mehr ich, es war deine Karriere. Und du weißt genau, wie sehr ich Kinder liebe. Gerade deshalb will ich sie ja nicht ungebeten in diese verrückte Welt setzen. Du siehst selbst, wie zerbrechlich alles ist.“
Schwungvoll zog Miranda den riesigen, vollgepackten Koffer über die Türschwelle. Der Teleskopgriff klemmte und sie versuchte, ihn zurechtzurücken, doch es gelang ihr nicht. Bernhard blieb mit verschränkten Armen stehen und schaute ihr zu. „Auch solche Dinge wirst du in Zukunft allein hinbekommen müssen. Also sorry, dass ich dir nicht helfe. Die Zeiten sind vorbei.“ Seine Stimme klang schneidend und hart.
Im Gegenlicht konnte Miranda seine Gesichtszüge nicht erkennen.
„Ich glaube, das hast du auch noch nicht kapiert! Ohne dich zu sein, bedeutet nicht, allein zu sein. Aber wenn man sich als Nabel der Welt betrachtet, muss man das wahrscheinlich so sehen.“ Miranda riss ungeduldig an einer der hakenden Aluminiumstangen, woraufhin der gesamte Teleskopgriff abbrach.
Bernhard lachte auf. „Wow. Beeindruckend. Zerstörungsenergie hast du mehr als genug. Ich bin gespannt, wie weit du damit kommst.“
Miranda atmete tief durch, bevor sie antwortete. „Du wirst es nicht miterleben.“
„Zum Glück“, erwiderte Bernhard. „Vielleicht bastelst du ja wieder irgendwas aus dem Thema. Schießbilder gegen böse Männer oder so. Wie diese Künstlerin mit den bunten, fetten Riesenfrauen.“
„Niki de Saint Phalle. Und die Riesenfrauen heißen Nanas. Und sie sind nicht fett, sie haben weibliche Rundungen.“
„Ich finde sie grauenhaft.“
„Ich finde sie großartig. Du musst sie dir ja nicht ansehen. Genauso wenig wie meine ‚Basteleien‘.“
„Dann wünsche ich dir viel Spaß auf deinem Selbstbefreiungstrip.“
Der Lichteinfall durch die bodentiefen Fenster änderte sich und Miranda konnte für einen Moment sein Gesicht klar erkennen. Es war ebenso versteinert wie seine Körperhaltung.
Seine Augen, die ihrem Blick auswichen, wirkten durchsichtig, leblos wie Glasmurmeln.
„Das ist kein Trip, das ist eine Entwicklung! Und wir haben uns auseinanderentwickelt. Traurig, aber wahr.“ Miranda wuchtete ihr schweres Gepäck ins Treppenhaus. Es waren die letzten Dinge, die sie aus ihrem ehemaligen Zuhause noch zu holen hatte. Ab sofort würde es kein Zurück mehr geben.
„Deinen Koffer wirst du selbst tragen müssen. Und die Verantwortung für dein Leben in Zukunft auch. Das wird beides nicht leicht für dich werden, denke ich.“
„Du kannst mir keine Angst mehr machen. Der Raupe wird ihre Haut auch irgendwann zu eng. Dann häutet sie sich und wird zum Schmetterling. Einfach ist das nicht. Aber es lohnt sich.“
„Du mit deinen schrägen Vergleichen.“
Miranda reagierte nicht auf seinen Kommentar. Sie stand im Gründerzeit-Treppenhaus mit den Marmorverzierungen und blickte durch den Türspalt noch einmal zurück in ihr ehemals gemeinsames Wohnzimmer mit dem edlen Massivholzparkettboden und den geschmackvollen Designermöbeln. Auf der Terrasse am anderen Ende des Raumes hatten sie viele schöne Stunden verbracht. Wann zum letzten Mal? Sie erinnerte sich nicht. Den kleinen, grünen Urwald, den sie dort herangezüchtet hatte, ließ sie mit Wehmut zurück.
Punkt ohne Wiederkehr. Sie wandte sich von Bernhard ab.
„Dann mach’s mal gut in deiner sogenannten Freiheit. Guten Flug.“ Mit diesen letzten Worten schloss Bernhard die Tür und ließ sie mit dem schweren Gepäck im dunklen Hausflur stehen. Mirandas Herz stolperte vor Wut und Traurigkeit.
Etwas knallte von innen gegen die Wohnungstür. Als hätte Bernhard mit etwas Schwerem nach ihr geworfen.
Sie hörte das Prasseln von Regen. Das Licht ging an. Schritte auf der Treppe von weiter unten. Die Haustür wurde geöffnet. Kurze Zeit später fiel sie wieder ins Schloss. Niemand, der zufällig vorbeikam und ihr half.
Doch sie schaffte es erstaunlich gut, den Koffer allein nach unten zu befördern.
Am Straßenrand, im Halteverbot, wenige Meter von Mirandas ehemaliger Heimat entfernt, saß ihre Mutter in ihrem gebrauchten Fiat Panda. Als sie ihre Tochter kommen sah, stieg sie aus, öffnete den Kofferraum und lief Miranda entgegen. Die Straßen waren nass, aber es regnete nicht mehr. „Du siehst mitgenommen aus, Liebes. War es schlimm?“
„Normal schlimm. Wie erwartet.“
An der Fensterscheibe des Beifahrersitzes erschien Mechthilds wolkenweißes Fellköpfchen. Sie kratzte mit den Vorderpfoten an der Autotür und kläffte aufgeregt. Herzhüpfer! Schnell schob Miranda den ramponierten Koffer mithilfe ihrer Mutter in den Kofferraum, knallte die Heckklappe zu, setzte sich auf den Beifahrersitz und nahm ihr Wollknäuel auf den Schoß. Die Lebhaftigkeit ihres federleichten Chihuahuas war ansteckend. Mechthild führte einen regelrechten Freudentanz auf und leckte Miranda die Hand ab, als hätte sie das Aroma einer besonderen Hundedelikatesse.
Das neue Leben empfing sie herzlich. Sie war nicht allein. Nur ohne Bernhard.
„Soll ich dich gleich nach Hause fahren, Kind?“
Miranda musste einen Moment überlegen, was ihre Mutter mit „zu Hause“ meinte. Das ihrer Kindheit und Jugend? Das ihres jungen Erwachsenenlebens, das sie bis eben mit Bernhard geteilt hatte? Oder die kleine Dachgeschosswohnung, in die sie gerade eingezogen war und die noch nichts mit einem Zuhause gemein hatte?
Zweites Kapitel
Nachwehen. Der tiefste Punkt und ein Licht am Horizont
Miranda bahnte sich ihren Weg durch die labyrinthisch gestapelten Kistentürme, die ihre Mansardenwohnung nahezu vollständig ausfüllten.
Ihre neue Behausung bestand aus zwei bescheidenen Zimmern mit Dachschrägen und einem winzigen Bad. Sie setzte sich auf ihre Matratze und blickte aus einem der Fenster. Es war derart verschmutzt, dass sie kaum die Farbe des Himmels erkennen konnte. War das tatsächlich der Anfang jener Freiheit, die sie sich erträumt hatte? Hätte nicht alles viel einfacher sein können, wenn sie bei Bernhard geblieben wäre? Inklusive Familiengründung, Hauskauf und der Aufgabe ihrer eigenen, ursprünglichen Lebensträume? Ein zynischer Gedanke.
Nein, sie hatte alles richtig gemacht! Aus Angst oder Bequemlichkeit zu bleiben, wäre einem Verrat an ihrem Leben und ihrer Kunst gleichgekommen. Vielleicht würde sie es irgendwann bereuen, sich gegen Kinder entschieden zu haben. Aber wie hätte sie einem Kind Geborgenheit und Zuversicht schenken können, wenn sie selbst Zweifel daran hegte, dass ein Leben auf der Erde in fünfzig, vielleicht auch schon in dreißig Jahren noch lebenswert sein würde?
Aus einer Nische im hinteren Teil des Raums erklang das freche, helle Kläffen Mechthilds. Miranda erschrak. Für kurze Zeit war sie derart vertieft in ihre Grübeleien gewesen, dass sie ihr Hündchen ganz vergessen hatte. Das durfte nicht passieren! „Mechthild? Mechthild, wo bist du?“
Miranda schaute sich um und entdeckte die Fellnase in ihrem Reisekoffer, in dem sie vorübergehend ihre Lieblingskleider untergebracht hatte. Mechthild verschwand beinahe unter den Kleiderschichten, zwischen denen sie es sich gemütlich gemacht hatte. Ein schlaues Tier. Es wusste, aus jeder Situation das Beste zu machen. Von ihm konnte Miranda noch einiges lernen.
Jedenfalls sah Mechthilds selbsterwähltes Übergangs-Hundekörbchen wesentlich einladender aus als das provisorische Nachtlager, das Miranda sich selbst errichtet hatte. In dem Moment wünschte sie, sie wäre auch ein kleiner Chihuahua, der für nichts und niemanden verantwortlich war, der gefüttert und umsorgt wurde und sich um sein Überleben keine Gedanken machen musste. Es war, als würde Miranda mit ihren einunddreißig Jahren ein zweites Mal erwachsen werden müssen.
Rums! Etwas war zu Boden gefallen und Mechthild kläffte sich vor Schreck die Seele aus dem Leib. Miranda sprang auf und sah nach dem Rechten. Hoffentlich hatte sich ihr Hündchen nicht verletzt. Mechthild war ihr Ein und Alles! Wenn ihr etwas zustoßen würde, könnte Miranda sich das nie verzeihen.
Zwei Metallstangen für ihre neue Installation, die sie in einer Nische an die Wand gelehnt hatte, waren zu Boden gefallen. Zum Glück hatten sie keinen Schaden angerichtet. Das Chaos in ihrem neuen Domizil musste schnell behoben werden. Dies war kein Zustand für ein so zartes, sensibles Tierchen wie Mechthild. Von Miranda selbst ganz zu schweigen, ihr reichte das innere Durcheinander.
Sie nahm Mechthild behutsam aus dem Koffer und drückte sie liebevoll an sich. Zehn Jahre lang begleitete ihr kleiner Löwe mit dem großen Herzen nun schon ihr Leben. Und Miranda hoffte, dass sie der älteste Chihuahua der Welt würde. Mechthild schaute Miranda mit ihren aufmerksamen, runden, schokoladenbraunen Augen an, die ihr kleines Gesicht mit den spitzen Ohren fast vollständig ausfüllten. In ihnen lagen Vertrauen und Zuversicht, aber auch das Wissen und die Erfahrung einer tiefen, uralten Tierseele. Miranda war froh, dass Bernhard ihr wenigstens den Hund gelassen hatte. Mechthild trug die gemeinsamen Erlebnisse der vergangenen Jahre in sich. Sie hatte Bernhard und Miranda begleitet und in ihrem gemeinsamen Bett geschlafen, war stets an ihrer Seite gewesen und Zeugin ihres gemeinsamen Glücks und Leids. Niemand war ihnen so nahe gewesen wie sie.
Miranda setzte sich wieder auf ihr Matratzenlager und strich Mechthild sanft über das weiche Fell. Die drehte sich auf den Rücken und streckte genüsslich alle viere von sich. Miranda schaute sich um und überflog die Aufschriften auf ihren Umzugskisten: Fotos. Tagebücher. Briefe. So viele Erinnerungen. Sie würde noch ausmisten müssen. Sonst wäre kein Platz für Neues auf diesen wenigen Quadratmetern. Alles war wieder offen, das Leben eine unberechenbare Größe. Ihr einziger Halt war in diesem Augenblick das kleine Wesen, das sich wieder auf die Seite gerollt und unter die Bettdecke gekuschelt hatte.
Miranda suchte in ihrem Handy nach einem Song von Clueso, den sie zurzeit wieder und wieder hörte: Neues Leben. Seine Musik legte sich um ihre ramponierte Seele wie eine weiche, wärmende Decke.
Plötzlich schreckte Mechthild durch ihr eigenes Gekläff auf. Miranda hatte es aufgenommen und verwendete es als Klingelton. Ein To-do poppte auf: Vorbereitungen Paguera.
Mallorca! Die Reise. Die Erinnerung versetzte ihr einen Stich. Sie hatte ganz vergessen, sich darum zu kümmern.
Wieder das Handy. Diesmal ein Anruf. Mechthild war es leid, in ihrer Ruhe gestört zu werden, und zog sich leicht genervt wieder in den Reisekoffer zurück.
„Hallo? Miranda?“ Mirandas beste Freundin und Kollegin tönte lebhaft aus dem Lautsprecher ihres Smartphones.
„Hallo, Clara.“
„Hallo, Liebes, wie geht es dir?“
„So lala. Etwas müde.“
„Das tut mir leid. Hör zu, dann bist du gleich hellwach vor Freude: Ich war ja heute bei diesem Präparator. Die Flügel sehen wunderbar aus, wie echt, ich schick dir gleich ein Foto! Sind die Aluminiumstangen für die Installation schon bei dir angekommen? Hast du sie im Keller unterbringen können?“
„Ja, nein, die Stangen sind nicht im Keller. Aber angekommen sind sie. Also, sie sind da.“
„Gut! Du wirst ausflippen vor Begeisterung!“
Miranda war überfordert von Claras Elan.
„Worüber noch mal?“
„Worüber? Die Flügel! Freust du dich denn nicht?“ Clara schien vor Aufregung ganz vergessen zu haben, in welcher Situation sie Miranda antraf.
„Klar freue ich mich“, entgegnete Miranda und im selben Augenblick flossen Tränen über ihre Wangen.
Clara bemerkte ihre weinerliche Stimme. „Du musst raus, Miranda! So geht das nicht weiter! Lenk dich ab, arbeite, mach irgendwas. Aber verkriech dich nicht in deinem Loch da oben.“
„Ich bin doch gerade erst eingezogen“, erwiderte Miranda schluchzend.
„Ja, schon, aber ich habe das Gefühl, das Alleinsein tut dir nicht gut. Zumindest nicht in deinem Zustand. Willst du mit Mechthild für ein paar Tage zu mir kommen? Wir unternehmen was Schönes und besprechen, wie es mit unserem Projekt weitergeht.“
Miranda zögerte. Einerseits würde sie nur zu gern bei ihrer besten Freundin und genialen Kollegin sein, andererseits brauchte sie den Rückzug.
„Bist du noch dran, Bella?“
„Ja, ich bin noch dran. Danke für dein Angebot, aber in den nächsten Tagen muss ich mich erst mal sortieren.“
„Wie du willst.“ Clara klang alles andere als begeistert von Mirandas Rückzugsmodus. „Ein paar Tage sind völlig in Ordnung, aber du erinnerst dich schon, dass wir einen Abgabetermin für unseren Entwurf haben? Und die Vernissage liegt auch nicht in allzu weiter Ferne.“
Miranda fühlte sich bedrängt. Sie war kurz davor, eine Ausrede zu erfinden und das Gespräch zu beenden, aber sie atmete tief durch und antwortete so besonnen wie möglich: „Du hast recht. Entschuldige. Du sagst, die Flügel sind gut gearbeitet?“
„Ja, so lebendig, regelrecht unheimlich. Das wird eine großartige Arbeit, Bella! Und sie ist unsere Chance.“ Clara steckte Miranda mit ihrem Enthusiasmus an.
„Ich bin gespannt. Und der Präparator wird aus den Stiftungsgeldern bezahlt?“
„Genau. Er ist begeistert von unserem Projekt. Er ist Ornithologe und kann uns auch inhaltlich beraten.“
„Das ist schön.“
„Mehr als schön! Wenn wir es nicht verbocken. Wir haben die Möglichkeit, etwas zu bewegen. Menschen zu berühren. Das ist doch das Größte!“
In Miranda arbeitete es. Was wäre, wenn sie das Schöne mit dem Nützlichen verbinden könnte? Und gleichzeitig wunderbar abgelenkt wäre von ihren Gedankenkreiseln?
„Bella? Alles klar? Hörst du mich?“
„Ich hätte eine Idee.“
„Ich liebe Ideen. Schieß los.“
„Möchtest du Mechthild und mich nach Mallorca begleiten? Du müsstest allerdings in einer Woche abflugbereit sein.“
Clara verschlug es für Sekunden die Sprache. „Du überraschst mich immer wieder. Wie kommst du denn plötzlich auf die Idee? Wie soll das gehen? Und wer soll das bezahlen? Ich bin pleite, wie immer, und du musst doch jetzt auch sehen, wie du zurechtkommst.“
Miranda unterdrückte die nächste Heulattacke. Ja, das musste sie. Zurechtkommen. Diesen Satz kannte sie von ihrer Mutter, die immer knapp bei Kasse war und sehen musste, wie sie zurechtkam, seit sich ihre Eltern vor über zwanzig Jahren voneinander getrennt hatten. Die Streitereien klangen bis heute in ihr nach. Immer ging es um das Geld, das nicht ausreichte. Und um sie, Miranda, das Kind. Sie hatte sich an all dem schuldig gefühlt. Wieso eigentlich? Sie war ein Kind gewesen.
„Miranda? Bist du noch dran?“
„Ja, klar.“
„Sagst du mir jetzt, wie du auf die sehr liebe, aber irgendwie verrückte Idee mit Mallorca kommst?“
„Wenn dir meine Idee gefällt, mach dir über die Finanzierung keine Gedanken. Ich lade dich ein.“
Sekundenlang verschlug es Clara erneut die Sprache. „Hast du im Lotto gewonnen? Oder ein weiteres, großartiges Stipendium bekommen, von dem ich noch nichts weiß?“
„Bernhard hat den gesamten Trip an mich abgetreten. Eigentlich wollten wir zusammen fahren, um unserer Beziehung eine letzte Chance zu geben. Das hat nicht funktioniert, wie du ja weißt. Jetzt ist sein Platz frei geworden. Er hat keine Lust auf Mallorca. Anscheinend hat er andere Pläne, aber das geht mich ja nichts mehr an. Ich hatte ganz vergessen, mich darum zu kümmern. Also, was denkst du? Das Hotel ist einmalig. Ich schicke dir den Link.“ Und schon hatte sie eine kurze Nachricht mit Bildern des Hotels an Clara abgeschickt. Kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung.
„Wahnsinn!“ Clara war hin und weg. „Das wäre die perfekte Gelegenheit, und der ideale Ort, um intensiv an unserem Vogelsterben-Projekt zu arbeiten! Ganz ohne Ablenkungen. Und du würdest ein wenig Abstand gewinnen in einer anderen Umgebung.“
Plötzlich durchfuhr Miranda ein intensives Glücksgefühl, das wie ein Energiebooster durch ihren Körper fuhr. Und das, obwohl sie ihre Situation kurz zuvor noch als ausweglos empfunden hatte. Ihre Stimmungen schlugen wahrhaft Kapriolen.
„Clara?“
„Ja?“
„Gerade habe ich einen großen Herzhüpfer vor Glück! Das machen wir! Wir fliegen zusammen nach Mallorca! Ich freue mich riesig.“
„Und ich erst, du verrücktes Huhn! Ich kann es noch gar nicht fassen. Wie ist denn das Wetter um diese Zeit? Ich war noch nie auf der Insel. Bella? Ich bin ganz aufgedreht. Und froh.“
„Und ich erst! Irgendwie ist plötzlich alles anders. Nicht mehr so trüb und aussichtslos.“
Mechthild wühlte sich aus dem Koffer, positionierte sich erwartungsvoll vor Miranda und wedelte freudig mit dem Ringelschwanz. Sie schien der Stimmung entnommen zu haben, dass etwas Besonderes bevorstand. Von welcher Tragweite dies sein würde, konnte selbst sie mit ihrer hervorragenden Spürnase noch nicht ahnen.