Leseprobe Don't fall for him | Sports Romance / College / Bad Boy / He falls first / Slowburn

Eins

Jax

»Du willst mich doch verdammt noch mal verarschen, Mann!«

Alex warf mir über den Tisch hinweg einen Blick zu, grinste mich breit an und führte den verschmierten Lippenstift auf seiner Wange vor. Er hatte die vergangenen fünfzehn Minuten praktisch damit verbracht, in unserer Nische einen Rotschopf zu vernaschen. Ihr Stöhnen hatte dabei solche Ausmaße angenommen, dass es aus einer Daily Soap hätte stammen können. Nicht, dass ich mich daran störte, wenn ein Mädchen flachgelegt werden wollte, aber das entsprach nicht der üblichen Methode eines Puck Bunnys. Normalerweise hängten sie sich bloß an Spieler ran, und gaben einen Scheiß darauf, ob sie ihn mochten oder nicht. Mir lief ein Schauder den Rücken hinunter. Ich fühlte mich benutzt und schmutzig. Dann sollte ich mich wohl lieber schleunigst von hier verpissen, bevor Alex sie davon überzeugen konnte, unter dem Tisch auf die Knie zu gehen.

Nicht, dass ich etwas anderes von ihm erwartete hätte. Alex war schon immer ein Aufreißer gewesen.

Er zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern, löste sich von ihr, indem er sie von seinem Schoß schob und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. »Wie wär’s, wenn du uns ein Bier besorgst, Süße?«

»Wie wär’s, wenn du mitkommst?« Obwohl uns allen klar war, dass sie es trotzdem machen würde, zog sie einen Schmollmund, während Alex sie nur schweigend musterte. Mit einem letzten Blick ließ sie die Schultern hängen und stapfte wütend zur Bar.

Der Club befand sich in einer umfunktionierten Lagerhalle. Gigantische Betonfeiler unterteilten den Raum und bunte Stroboskoplichter pulsierten über der Tanzfläche. Ganz hinten gab es eine lange Bar aus Glas, an der man jeden Drink bekam, den man sich nur wünschen konnte.

»Sie spuckt ganz sicher in dein Bier«, sagte ich mit einem Grinsen, das meine Grübchen zum Vorschein brachte und fuhr mir mit der Hand durch das zerzauste braune Haar.

Alex lachte. »Na ja, man weiß ja nie. Vielleicht stehe ich ja drauf.«

»Also gut, Arschloch.« Ich stand auf und schnappte mir meinen Mantel aus der Nische. »Ich verschwinde, bevor sie mit ihren Freundinnen zurückkommt.«

»Hey, du sollst doch mein Wingman sein«, protestierte er.

»Wenn ich Bunnys aufreißen wollte, wäre ich in der Eishalle geblieben.« Klar war ich mit ihm losgezogen, als er mich fragte, noch ganz high von unserem Sieg, aber an diesen Mädchen war ich nicht interessiert.

»Du wählerischer Bastard. Warte doch«, grummelte Alex und ließ den Blick über die Menge schweifen, bevor sich seine Lippen langsam zu einem Lächeln verzogen. Dann deutete er mit dem Kinn auf die andere Seite des Clubs. »Wie wär’s mit den beiden?«

Ich folgte seinem Blick zu einem der Frauen am Stehtisch.

Sie war groß, blond, und ihr Teint verlieh ihr ein sonnengeküsstes Aussehen. So wie Alex sie ansah, war sie genau sein Typ, aber geblendet von der verdammt heißen Brünetten neben ihr, nahm ich sie kaum wahr.

»Leck mich doch«, flüsterte ich leise, während ich die Brünette musterte. In ihrem kurzen Faltenrock, den Overknee-Strümpfen und den klobigen schwarzen Stiefeln sah sie aus wie eine sexy Bibliothekarin. Sie lächelte ihre blonde Freundin an und senkte in Vorbereitung auf ihren nächsten Shot den Kopf.

Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als sie die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger ableckte, damit ihre Freundin Salz darüber streuen konnte. Sie hatte ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, und ich zählte stumm mit ihr runter. Eins. Zwei. Drei.

Dann leckte sie das Salz ab, kippte den Shot hinunter und biss in eine Zitronenscheibe. Ich schluckte hart, als sie von einem kleinen sexy Schauder geschüttelt wurde, und wünschte mir, der Grund für ihr Zittern zu sein.

»Wir sehen uns zu Hause, Kumpel.«

Alex sprach, doch seine Worte rauschten an mir vorbei. Die Brünette fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, band es zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und enthüllte darunter eine heiße Schicht silbergrauer Strähnen. Das Mädchen steckte voller Überraschungen und hatte den heißen Streber-Style voll drauf. Ich stöhnte und folgte der Linie ihres Nackens. Unterhalb ihres Ohrs gab es eine Stelle, die zum Anbeißen aussah …

Eine Hand landete auf meiner Schulter, riss mich aus meinen Gedanken und Alex grinste mich an.

»Was?«, fragte ich und ignorierte das Kratzen in meiner Kehle.

»Ich sagte, wir sehen uns dann bei uns.« Der Ton in seiner Stimme brülle mir förmlich entgegen: Ich hab’s dir doch gesagt.

Die Brünette stützte die Ellbogen auf den Tisch und drückte den Rücken durch, wodurch sich ihr Hintern nach hinten wölbte. Mein Herz pochte wie wild und schickte das Blut Richtung Süden. Heilige Scheiße!

»Die Brünette gehört mir«, knurrte ich. Alex lachte nur und schlug mir auf die Schulter.

»Yeah, Kumpel. Heute Abend werden wir verdammt viel Spaß haben.«

Sobald sie sich nach vorn beugte, fokussierte ich mich auf den schmalen Streifen nackter Haut zwischen dem Saum ihres Rocks und ihren Strümpfen, in dem ich der Bewegung ihrer Finger folgte. Ich setzte mich in Bewegung, noch bevor sie sich aufgerichtet hatte. Keine Ahnung, wer die Fremde war, aber heute Abend gehörte sie mir.

Alex steuerte direkt auf die Blondine zu und grinste sie selbstgefällig an. »Außer sexy zu sein, was steht noch auf deinem Plan?«

Für diesen Spruch gehörte er eingesperrt, aber die Anmache zog immer. Und so, wie die Blondine lächelte, wäre es auch diesmal nicht anders.

Die Bibliothekarin verschluckte sich an ihrem Drink und schüttelte den Kopf. Sie schien gerade etwas sagen zu wollen, als ihre Freundin sie unterbrach.

»Hat dieser Spruch jemals funktioniert?«

Alex rückte näher und senkte die Stimme. »Keine Ahnung. Sag du es mir.«

Die Antwort der Blondine bekam ich gar nicht mit, denn nun richtete sich die Aufmerksamkeit der Brünetten auf mich. Ihre Zähne gruben sich in ihre Unterlippe, während sie den Blick langsam über meine Brust hinaufwandern ließ. Genau so, Baby. Sieh mich an.

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, blickte sie mir in die Augen und zuckte zusammen, als sie bemerkte, dass ich sie beobachtete. Ich fuhr mir mit dem Daumen über die Unterlippe, genau dort, wo sie gerade noch auf ihrer rumgekaut hatte. Röte kroch in ihre Wangen. Sie war so verdammt niedlich.

»Ich bin Alex, und der Arsch hier ist Jax. Er brannte darauf, dich anzusprechen, also habe ich mich seiner erbarmt und ihn hierhergeschleppt.«

Verdammtes Arschloch. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, wurde aber abgelenkt, als sich die Bibliothekarin vorstellte. »Sidney.«

Ihr Name klang perfekt in meinen Ohren, doch bevor ich etwas sagen konnte, drängte sich ein Kerl zwischen uns, schlang seinen Arm um ihre Taille und reichte ihr einen Drink. »Trink aus. Curtis will tanzen.«

Er war groß, wenn auch nicht so groß wie ich, schlank und hatte perfekt gestyltes Haar. Als sie zu ihm aufblickte und ihm ein Lächeln schenkte, ging ein Ruck durch mich hindurch, und ein Muskel zuckte in meinem Kiefer. Enttäuschung, gepaart mit etwas viel Gefährlicherem, brodelte in mir. Ich verlagerte das Gewicht auf meine Fersen und versuchte, mich zusammenzureißen. Dieses Mädchen bedeutete verdammt viel Ärger.

Der Typ lehnte sich weiter zu ihr vor, bis sein Mund direkt über ihrem Ohr schwebte. Trotzdem sprach er laut genug, dass ich ihn hören konnte. »Oh, er ist so heiß und eifersüchtig.«

Was zum Teufel? Er drückte sie noch einmal fest an sich, löste sich dann von ihr und vergrub seine Nase am Hals des Mannes hinter ihm. In den Sekunden, die ich brauchte, um zu begreifen, was vor sich ging, hatte der kleinere Mann seine Arme um ihn gelegt. Sidney schenkte ihnen ein warmes Lächeln und ich war erleichtert, als ich sah, dass der Mann bereits vergeben war. Er streckte seine Hand aus. »Hey, Mann. Ich bin Anthony, und das ist Curtis.« Er zeigte auf seinen Freund, der mich angrinste.

»Jax«, sagte ich. Ich trank einen großen Schluck von meinem Bier. Alle sahen mich mit dem gleichen Lächeln an – außer Sidney. Ihr Blick war verdammt heiß. Oh, sie machte mich eifersüchtig. Wenn sie so weitermachte, würde sie wohl bekommen, was sie wollte.

Ihre Freundin – ich glaubte, sie hieß Mia – griff nach Alex’ Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. »Lass uns tanzen!«

Eine weitere Aufforderung brauchte er nicht, noch während sie sprach, machte er sich auf den Weg, und Anthony und Curtis folgten ihnen.

»Wir kommen gleich nach«, rief ich ihnen hinterher. Ich ging auf Sidney zu und war froh, dass sie mir nicht widersprach. Nein, ihr Blick war warm auf meiner Haut und ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. Ich ragte praktisch über ihr auf; ihr zierlicher Körper wurde vollständig von meinem verdeckt.

Die Gruppe warf uns vielsagende Blicke zu und verschwand in der Menge.

Ein riesiger Ballon, der über dem Tisch schwebte, erregte meine Aufmerksamkeit. Ich schwöre, mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich den blauen Glückwunschballon mit einem Baby darauf anstarrte. Das Blut wich aus meinem Kopf und ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Sidney.

Ich schluckte schwer. »Ist der für dich?«

Ihr Mund zuckte, verzog sich zur Seite und sie lachte. »Du solltest dein Gesicht sehen.«

Ihre Stimme wurde leiser und klang leicht rau, was sie noch attraktiver machte. Ihr Grinsen wurde immer breiter, bis es vor Stolz fast blendete. »Ich habe heute die Zusage für ein Praktikum im Parlament bekommen. Anscheinend war das der einzige Glückwunschballon, den es gab.« Sie lachte. »Anthony fand das urkomisch.«

Nicht schwanger. Meine Muskeln entspannten sich, und die Durchblutung kehrte in meinen Körper zurück, während ich ihre Worte langsam verarbeitete. »Im Ernst, wirklich?«

»Sei nicht zu beeindruckt. Ich brauche immer noch ein Empfehlungsschreiben. Die beiden haben sich etwas zu voreilig gefreut.« Sie nickte und beobachtete mich etwas zu zurückhaltend. Ich hasste es, dass sie etwas von ihrem Selbstvertrauen verloren hatte.

Ich beugte mich näher zu ihr und sagte: »Hey, du schaffst das.«

»Woher willst du das wissen?«, fragte sie.

Ich verspürte das überwältigende Bedürfnis, den unsicheren Ausdruck aus ihrem Gesicht zu wischen. »Ich wette, du bist Klassenbeste, oder?«

Sie biss sich auf die Wange, bevor sie antwortete: »Ja.«

»Hast du schon andere Empfehlungsschreiben?«

»Ja.« Sie stand jetzt aufrechter. Gut.

Ich drängte weiter. »Glaubst du, du kannst dein Praktikum rocken?«

Sie lächelte mich an, ihre Augen strahlten heller als noch vor einer Sekunde. »Ja, auf jeden Fall.«

»Dann mach dir keine Sorgen. Du schaffst das.«

Sie atmete tief aus, und ihr ganzer Körper entspannte sich. Ich berührte ihr Kinn mit meinem gekrümmten Zeigefinger. »Ich werde einen guten Eindruck bei dir hinterlassen, damit du dich an mich erinnerst, wenn du ganz groß rausgekommen bist.«

Hitze stieg ihr in die Brust, und mein Blick folgte ihr bis zu ihrem Hals. Ich fuhr mit meiner Zunge über meine oberen Zähne. Sie reagierte so verdammt empfänglich auf mich. Zu gern wollte ich herausfinden, ob sie überall so rot wurde. Sie beugte sich vor, hielt sich aber mit einer Hand auf dem Tisch zurück.

Komm schon, Sidney. Komm und hol mich.

Sie unterbrach den Blickkontakt und sah auf ihre Hände. »Kommst du oft hierher?«

Es war ein zufälliger Themenwechsel, aber immerhin ein Anfang. »Oft genug, um zu wissen, dass du das nicht tust.«

Sie lachte leise und zuckte mit den Schultern. »Ich gehe nicht viel aus. Ich bin damit beschäftigt, mich auf meine Rolle als ›wichtige Politikerin‹ vorzubereiten, von der du gesprochen hast. Ich muss mein Image wahren.«

Die Dinge, die ich mit ihr machen wollte, waren alles andere als sauber. Ich senkte die Stimme, bis sie zu einem tiefen Grollen wurde, und zwang sie, näher an mich heranzutreten, damit sie mich hören konnte. »Gehst du auf die Uni, Sidney?«

Als ich ihren Namen aussprach, holte sie tief Luft und biss sich auf die Unterlippe. Verdammt. Damit musste sie aufhören, denn es törnte mich verdammt an.

Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Ja, auf die University of Windsor. Bin gerade im letzten Semester.«

Ein Funken Interesse blitzte in mir auf. »Ja?«

Als sie mir ein knappes Nicken schenkte, wechselte das Interesse in wahre Vorfreude, denn das hieß, dass wir uns öfter über den Weg laufen würden.

»Ich auch. Schwerpunkt Kinesiologie.« Ich überwand die Lücke zwischen uns, bis sich unsere Schuhspitzen berührten und sie das Kinn heben musste, um meinen Blick zu erwidern. Als ich ihr so nah war, sog sie scharf den Atem ein. Die Luft zwischen uns knisterte und ich wurde wie magisch von ihr angezogen. Ich senkte den Kopf und bemühte mich um einen ruhigen Tonfall. »Ich wette, du studierst Politikwissenschaft, oder?«

»Richtig geraten.« Sie schluckte schwer.

Komm schon, Trouble. Stell mir eine Frage.

Und sie enttäuschte mich nicht. »Also, Kinesiologie, das ist beeindruckend. Willst du nach dem Abschluss für Profisportteams arbeiten?«

»So etwas in der Art.« Ich wippte auf meine Fersen zurück, woraufhin sie eine Augenbraue hob. An der Art, mit der sie mich betrachtete, merkte ich, dass die vage Antwort sie nicht zufriedenstellte. Da ich aber den Moment nicht ruinieren wollte, ließ ich es dabei bewenden.

Sidney trat einen Schritt zurück, um Abstand zwischen uns zu bringen, gerade als ein Kellner an uns vorbeirauschte. Bevor ich reagieren konnte, kollidierten die beiden und Sidney stolperte. Blitzschnell fing ich sie auf, sodass sie in meinen Armen landete. Die Berührung war wie Strom, der durch meine Adern schoss. Der Duft von Zitrusfrüchten – Orange und Grapefruit – umhüllte mich und ich unterdrückte ein Stöhnen. An der Stelle, an der wir uns berührten, brannte meine Haut. Sidneys Blick heftete sich auf meinen Mund. Ihre Augen verdunkelten sich, und sie biss sich auf die perfekte, volle Unterlippe. Ihr Körper gefror in der Bewegung, während sie mich von Kopf bis Fuß musterte. Die Art, mit der sie mich anstarrte, törnte mich unheimlich an. Ich schluckte schwer, führte die Lippen an ihr Ohr und murmelte ihr zu: »Erwischt.«

»Ich … Ich wollte nicht …«, stammelte sie nervös.

Um sie von ihrem Elend zu befreien, deutete ich auf unsere Freunde. »So wie ich das sehe, werden sie gleich eins, wenn Alex und Mia sich noch ein wenig näherkommen.«

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, stützte sich mit einer Hand auf meiner Schulter ab und reckte den Hals, um die beiden sehen zu können. Bei der sanften Berührung ihrer Hand stieß ich ein leises Knurren aus, das ihr nicht entgangen sein konnte.

Ihre Finger krallten sich in mein Hemd, aber sie sah mich nicht direkt an. »Ist er immer so?«

Ich senkte den Mund an ihr Ohr und fokussierte mich auf die Gänsehaut, die ihren Körper überzog. »Hemmungslos am Flirten? So ziemlich.«

Sidney lehnte sich zurück. Ihr Blick wanderte von meinem Mund zu meinen Augen. Ich legte meine Finger auf ihren Rücken und zog sie näher zu mir heran. Bei dem leisen Laut, der ihr entwich, stockte mir der Atem und mein Schwanz schwoll an. Ich forschte in ihrem Gesicht, denn ich wollte – nein, ich musste – wissen, ob sie es auch fühlte. Machte die Nähe nur mich so wahnsinnig?

Ihre Zunge glitt über die Unterlippe, bevor sich ihr Mund zu einem sinnlichen Lächeln verzog. »Baggerst du mich gerade an?«

»Vielleicht. Klappt es denn?«

Ihr Lächeln wurde breiter. »Vielleicht.«

Mein Griff wurde fester, denn ihre Antwort klang nach einem verdammten Ja. Alles an ihr schrie mir förmlich fick mich entgegen und Gott, ich hoffte, dass ich die Signale richtig deutete. Unsicher, wie ich am besten vorgehen sollte, hielt ich inne. Zuerst fand ich sie richtig heiß, aber verdammt, inzwischen ging mein Interesse tiefer. Sie hatte etwas an sich. Sicher – sie war klug und ihre freche Seite blitzte dann und wann hervor, bei der es mich in den Fingern juckte …

»Willst du tanzen?«, fragte Sidney und unterbrach meine Gedanken.

»Verdammt, ja.« Die Worte waren praktisch ein Knurren, das sie erschaudern ließ. Sidney ergriff meine Hand, verschränkte unsere Finger miteinander und ich tappte wie ein verlorener Welpe hinter ihr her. Aber wer könnte es mir verübeln? In ihrem kurzen Karo-Rock und dem weißen, eng anliegenden T-Shirt, sah sie zum Anbeißen aus.

Sidney suchte sich einen Platz auf der Tanzfläche, wo unsere Freunde uns nicht sehen konnten, drehte mir den Rücken zu und wiegte sich im Takt der Musik. Ihre Bewegungen waren langsam und träge und mein Schwanz wurde immer härter, je länger ich sie beobachtete. Ich rang um Beherrschung und ballte die Hände zu Fäusten. Sidney stockte der Atem, als sie auf ihren Hüften landeten und ich sie an meine Brust zog. Fuck. Sie schmiegte sich eng an mich und drehte sich herum. Ihr Hintern presste sich an meine Leisten und trieb mich in den Wahnsinn. Wie ein verdammter Höhlenmensch konnte ich nur einen Gedanken fassen: Mein.

Ich würde sie heute Abend mit zu mir nehmen, alles andere würde mich verdammt noch mal umbringen.

Das Blut schoss in meinen bereits steinharten Schwanz, als ich mit den Fingern unter ihren Rock fuhr und ihre nackten Schenkel berührte. Ein leises Knurren entrang sich meiner Kehle, als ihr Körper unter meinem Griff erzitterte. Fuck, sie hatte keine Ahnung, wie nah sie mich bereits an meine Grenze getrieben hatte. Sidney lehnte den Kopf an meine Schulter, neigte ihn zur Seite, um mir den Zugang zu ihrem Mund zu gewähren und summte leise, als ich über die schmale Kuhle an ihrem Hals leckte.

»Du riechst so verdammt gut«, raunte ich und vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter.

Ich wirbelte sie herum, um ihren Mund zu erobern und sie wimmerte auf. Wir waren uns so nah, dass ihr Atem meine Lippen streifte. Aber dann drehte sie ihr Kinn weg und entzog sich dem Kuss.

Was zur Hölle? Ich lehnte meine Stirn an ihre und inhalierte ihre Atemzüge. Sidneys Hände glitten über meinen Bauch und ich keuchte auf, als sie ihre Fingernägel in meinen Brustmuskeln versenkte. Ihre Lippen glänzten rot, wo sie mit den Zähnen darübergefahren war, und ich sehnte mich danach, die Male mit der Zunge nachzuzeichnen. Ihre perfekten Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. Ich trat so nahe an sie heran, dass sie sich bei jedem unserer Atemzüge beinahe berührten.

Sidney gab einen leisen, schmerzerfüllten Laut von sich, neigte den Kopf nach hinten und sog scharf die Luft ein. Ihre Augen weiteten sich unmerklich, als sie mich mit ihrem Blick fixierte.

Eis rauschte durch meine Adern und verdrängte die Hitze, die zwischen uns entflammt war. Hatte ich ihre Signale falsch gedeutet? Hatte ich sie zu sehr bedrängt? »Entschuldige. Was immer ich falsch gemacht habe, es tut mir verdammt leid.«

Sie seufzte, schüttelte den Kopf und ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Regel Nummer eins: Küssen verboten.«

Sie wich ein paar Zentimeter zurück und ich umfasste ihre Hüften fester, wollte verhindern, dass sie sich zurückzog. Mein Blick zuckte von ihrem Mund zu ihren Augen und wieder zurück, während ich mich krampfhaft darum bemühte, an alles Mögliche zu denken, um mit dem Verlangen, sie zu kosten, fertig zu werden. Meine Zähne gruben sich in meine Unterlippe, und sie folgte der Bewegung, während sie sich über die Lippen leckte. Schließlich durchbrachen Sidneys Worte den Nebel der Lust und trafen mich härter, als sie es sollten. »Was?«

»Regel Nummer eins.« Sie lehnte sich zurück, aber ihre Finger klammerten sich immer noch an mir fest, als weigerte sie sich, mich loszulassen. Gut, denn ich wollte auch nicht, dass sie das tat.

Mein Blick suchte den ihren, als würde ich dort die Antwort finden. Sie wandte sich von mir ab, doch nicht schnell genug, als dass mir der enttäuschten Ausdruck in ihren Augen entgangen wäre. Mit dem Daumen zeigte sie zu ihrem Tisch. »Ich brauche einen Drink.«

Geht mir genauso, Sidney.

Sie entzog sich meinem Griff und sofort fehlte mir ihre Nähe. Was zur Hölle ging hier vor? Gerade noch waren wir übereinander hergefallen und nun ließ sie mich fassungslos zurück. Noch bevor ich mich gefasst hatte, war sie wieder an ihrem Tisch.

»Was meinst du mit Regel?«, fragte ich, als ich sie erreichte.

Sidney kippte ihren Drink in wenigen Zügen herunter. »Genau das, was ich sagte. Bei dieser Art von Dingen halte ich mich an gewisse Regeln.«

»Welche Dinge meinst du?«

»One-Night-Stands.«

»Was, wenn mir eine Nacht nicht reicht?« Woher zur Hölle kam das denn plötzlich?

»Damit kommen wir direkt zu Regel Nummer zwei: nie mehr als eine Nacht.«

Ich runzelte die Stirn. Keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Vermutlich sollte ich mich freuen, dass sie die Nacht mit mir verbringen wollte. Verdammt, ich sollte hingerissen sein. Welcher Kerl träumte nicht von einer solchen Gelegenheit? Ich, so wie es aussah, denn dass sie ein »mehr« ausschloss, fühlte sich nicht richtig an.

Aus Neugierde spielte ich mit. »Okay, ich respektiere dein Spiel.«

Der finstere Blick, den sie mir zuwarf, wurde von einem Schluckauf abgemildert. »Es ist kein Spiel. Das sind Regeln.«

Ich hob die Hände, als würde ich kapitulieren. »Entschuldige. Dann eben Regeln.«

»Schon besser. Hör mal, reden wir Klartext. Du bist heiß. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du mich auch heißfindest. Gehen wir doch zu mir«, sagte sie schwankend und hickste zwischen den Worten.

Ich fing sie auf, drückte sie fester an mich als nötig und bemühte mich darum, mich nicht zu sehr zu freuen, als sie die Hände um meinen Nacken schlang. Ihre Pupillen weiteten sich und sie schluckte schwer, als sie sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe leckte.

Ich hasste mich für das, was ich gleich sagen würde, doch ich war nicht der Kerl, der Mädchen mit nach Hause nahm, die zu betrunken waren. Das war ich nie gewesen und würde es nie sein. Egal, wie verführerisch sie war. »Es bringt mich um, dir das zu sagen. Das tut es wirklich, aber du bist zu betrunken für diese Art von Unterhaltung.«

Sie runzelte die Stirn.

Ich schob ihr mein Handy hin. »Wie wäre es, wenn du mir deine Nummer gibst und wir versuchen es noch mal? Nüchtern.«

Sie kicherte und schüttelte den Kopf. »Nope, das geht nicht.«

Ich raufte mir die Haare. »Bitte sag mir, dass es nicht wieder eine deiner Regeln ist.«

Sidney stützte das Kinn auf meine Brust und saugte die Unterlippe ein, was höllisch sexy aussah. Ich warf den Kopf zurück und atmete tief durch. Heilige Scheiße. Das konnte doch nicht wahr sein. In meinem ganzen Leben war ich noch nie hinter einem Mädchen her gewesen, aber Sidney hatte mich verzaubert. »Was, wenn ich dir meine Nummer geben würde?«

Sie rümpfte die Nase, was bei ihr verdammt bezaubernd aussah. »Regel Nummer drei: Handynummern werden nicht getauscht.«

»Wie zur Hölle soll das denn funktionieren?« Ich musste mich zusammenreißen, um meinen Griff nicht zu verstärken. Es fehlte nicht mehr viel und ich hätte mein Arschloch-Gehabe ausgepackt, denn komm schon. Ihre blöde Regeln brachten mich echt um. »Was machst du denn, wenn du auf einen Typen stehst?« Wenn meine Freunde mich jetzt sehen könnten. Das würden sie mir ewig vorhalten.

Sie lächelte mich entschuldigend an. Alles klar. Ich wusste, was gleich kommen würde. »Das verstößt gegen Regel Nummer fünf.«

»Klär mich auf.« Meine Miene blieb ausdruckslos.

»Wenn man auf einen Typen steht, führt das zu Dates und Beziehungen resultieren notgedrungen in Gefühlen. Regel Nummer fünf lautet: Verliebe dich niemals.«

Ein Muskel zuckte an meinem Kiefer. »Wie viele Regeln gibt es denn?«

»Fünf.«

»Verrate mir Regel Nummer vier.« Jemand packte mich an der Schulter, drehte mich zu sich herum und unterbrach unser Gespräch.

»Glückwunsch, Kumpel. Das Tor war der Wahnsinn«, schrie er über die Musik hinweg. Sein Atem roch nach Bier.

»Tor?« Sidney neigte den Kopf zur Seite und musterte mich von oben bis unten, als würde sie mich zum ersten Mal sehen.

Der Riese neben mir trug das blaugrüne Eishockeytrikot meiner Mannschaft. Er drehte sich um, sodass sie den in großen weißen Buchstaben aufgedruckten Nachnamen Ryder auf seinem Trikot lesen konnte, dann wandte er ihr wieder sein Gesicht zu und grinste sie an.

»Ja, Süße. Du willst doch nicht behaupten, nicht zu wissen, dass du mit dem Starstürmer der Huskies abhängst?«

»Jax Ryder?«, fragte sie und schüttelte leicht den Kopf, als wollte sie mich bitten, die Frage zu verneinen.

»Jep.« Ich schluckte schwer. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass sich mein Name negativ auf mich auswirken würde.

Ihre Schultern sanken herab und sie sah verdammt enttäuscht aus, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und sich mir entgegenreckte. Mit weit aufgerissenen Augen musterte sie mein Gesicht. Ich wünschte, ich hätte ihre Augenfarbe im schwachen Licht des Clubs erkennen können. Ihr Körper presste sich an meine Brust und ich genoss die Wärme, die von ihr ausging, während sie ihren Mund ganz nah an meinen brachte. Ihr Atem streifte meine Lippen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich musste mich zusammenreißen, um den Abstand zwischen uns nicht zu verringern. Komm schon, Trouble. Küss mich.

»Zu schade, Jax.« Sie kam noch näher, hauchte mir einen Kuss auf den Mundwinkel, entzog sich meiner Umarmung und zog die Augenbrauen zusammen. Sie machte einen Schritt in Richtung ihrer Freunde und stolperte. Ich wollte ihr so gerne helfen, aber ihre Worte hielten mich zurück. »Regel Nummer vier: keine Eishockeyspieler.«

»Machst du Witze?«

»Nope.« Sie lächelte mich geknickt an, wackelte zum Abschied mit den Fingern und drehte sich auf dem Absatz um.

Mein Blick fixierte ihren Hintern und folgte ihr durch den Raum. Ein Lächeln formte sich auf meinen Lippen. Regeln waren dazu da, um gebrochen zu werden.

Zwei

Sidney

»Also, Mom. Ich habe die E-Mail letzte Woche bekommen. Noch ein Empfehlungsschreiben, und die Sache ist so gut wie sicher.« Ein Windstoß streifte meinen Nacken und ließ mich schaudern. Ich schlug den Kragen meiner blauen Wolljacke hoch, um meine Ohren zu schützen.

»Aber mach dir keine Sorgen. Ich habe noch nie dabei versagt, einen der Profs auf meine Seite zu ziehen, und habe nicht vor, es diesmal zu verkacken.« Kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, schlug ich mir schnell die Hand vor den Mund.

»Tut mir leid, ich schätze, ich bin zu alt, um mir den Mund mit Seife auszuwaschen«, scherzte ich, während ich den Staub von ihrem Grabstein wischte und die Kunstblumen in ihrer Plastikvase arrangierte. Der Boden war gefroren, daher war es eher Gewohnheit als Notwendigkeit, aber ich konnte es mir nicht verkneifen, den Grabstein wieder hübsch zu machen, wenn ich sie besuchte.

»Ich wünschte, du wärst hier.«

Meine Finger zitterten, als ich die in den Stein gemeißelten Worte nachzeichnete.

In ewiger Erinnerung an eine liebende Mutter,

die viel zu früh von uns gegangen ist.

»Ich könnte eine deiner kitschigen und aufmunternden Reden jetzt wirklich gut gebrauchen.« Schniefend hielt ich einen Moment inne, um meine Atmung zu beruhigen. »Manchmal versuche ich mir vorzustellen, was du mir sagen könntest: Du kannst alles erreichen, was du dir vornimmst. Oder dein persönlicher Favorit: Deine Träume sind die Opfer wert, die du für sie erbringst.«

Meine Beine fröstelten und ich trat von einem Fuß auf den anderen. »Du hattest recht, Mom. Ich habe Opfer gebracht, und stehe jetzt so kurz davor, meine Ziele zu erreichen, dass ich den Sieg schon schmecken kann.«

Eine eisige Träne kullerte mir über die Wange und ich wischte sie fort, damit sie keine Spur auf meiner kalten Wange hinterließ. Man sollte meinen, dass die Jahre, die seit dem Unfall vergangen waren, die Sache leichter machen würden.

»Du fehlst mir. Ich vermisse deine Nähe, dass du immer die richtigen Worte gefunden hast und das Frühstück im Bett an Regentagen.« Die Worte blieben mir im Hals stecken und ich hielt inne, um tief durchzuatmen. Vor fünf Jahren hatte Mom mich verlassen, und ich hätte nichts tun können, um es zu verhindern. »Du wärst stolz auf mich, Mom. Ich trete in deine Fußstapfen. Ich werde es schaffen. Versprochen.«

Da ich nicht länger bleiben konnte, hauchte ich einen Kuss auf meine Finger und drückte sie auf ihren Grabstein. »Ich liebe dich, Mom. Alles Gute zum Geburtstag.«

Ich eilte durch das Labyrinth aus Gehwegen, die sich quer durch den Friedhof schlängelten, dann ließ mich auf den Sitz von Mias alter Karre fallen, die noch aus den Neunzigern stammt. Das Auto war schrott, aber es brachte uns von A nach B. Mia hatte die Heizung aufgedreht und ich rieb meine Finger aneinander, um das Taubheitsgefühl loszuwerden.

Sie schenkte mir ein warmes Lächeln und legte eine Hand auf meinen Arm. »Alles okay bei dir?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Besser als im letzten Jahr und das Nächste wird noch einmal besser werden. Zumindest hatte ich diesmal gute Neuigkeiten.«

»Du weißt, dass sie so oder so stolz auf dich wäre, oder? Sie würde wollen, dass du glücklich bist.«

Rational gesehen wusste ich das. Natürlich tat ich das. Aber Mia verstand nicht, was es bedeutete, mit dem Wissen leben zu müssen, dass man der Grund dafür war, weshalb die eigene Mutter ihren Traum hatte aufgeben müssen. Nun, zumindest war ich wohl einer der Gründe gewesen.

»Die Politik liegt mir im Blut, genau so war es schon bei ihr.« Ich schüttelte das bedrückende Gefühl der Schwere ab, das mich immer überfiel, wenn ich Mom besuchte. »Danke, dass du dich so früh aus den Federn gekämpft hast, um mich zu begleiten. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.«

Mia sah mir in die Augen und Sorge zeichnete ihre sonst so sonnige Miene weicher. »Anthony wird angepisst sein, wenn er aufwacht und feststellt, dass du ohne ihn hierhergekommen bist. Du weißt doch, dass er alles tut, um mich als beste Freundin zu übertrumpfen«, witzelte sie.

Ich lächelte. »Ihr seid beide meine besten Freunde.«

»Jep, aber ich bin die beste Freundin.«

Meine Schultern bebten vor unterdrücktem Lachen. »Ich habe euch beide lieb, das wisst ihr doch, oder? Hier geht’s nicht ums Gewinnen.«

»Ja, na klar, und du musst nicht immer Klassenbeste sein. Stell dir nur mal vor, dass wir heute hätten ausschlafen können. Aber natürlich würde es dir nicht im Traum einfallen, die nächste Vorlesung zu schwänzen.«

Ich stieß ein Schnauben aus. »Am ersten Tag wird der Lehrplan veröffentlicht. Das ist der wichtigste Tag überhaupt.«

»Du hast doch die Profs vorher schon alle angeschrieben, oder? Tu doch nicht so.«

Ich verdrehte die Augen. »Ja, aber nicht alle haben mir geantwortet.«

»Weil Weihnachtsferien waren.« Sie schüttelte den Kopf, stupste mich mit der Schulter an und legte den Gang ein. »Das Frühstück geht aber auf dich.«

***

Anthony traf uns im Diner. Sein hellbraunes Haar war ordentlich nach links gekämmt und seine schwarzgerahmte Brille rutschte ihm ständig von der Nase, während er meinen kurzen schwarzen Rock und die leuchtend blaue Jacke musterte. Er hob eine Strähne meines kastanienbraunen Haares an und enthüllte die blütenweißen Strähnchen, die darunter hervorlugten.

»Siehst gut aus, Cupcake.« Meine Mom ließ er außen vor. Es war nicht das erste Mal, dass ich sie an ihrem Grab besucht hatte, und sie spürten beide, dass ich nicht darüber reden wollte. Alles, nur nicht darüber.

Ich lächelte ihm dankbar zu und nahm am Tisch Platz. Das Diner war im Stil der 1950er-Jahre gehalten, eine rote Tischdecke zierte den Tisch und erzeugte einen schönen Kontrast zum schwarz-weißen Fliesenboden. Alles war dermaßen aufeinander abgestimmt, dass ich fast erwartet hätte, die Kellnerin auf Rollerblades vorfahren zu sehen. Mom hätte es hier gefallen. Ich schniefte und blinzelte, weil meine Augen brannten. Ich musste dringend auf andere Gedanken kommen.

»Also, erzählst du uns von dem irre heißen Typen aus dem Club?« Mia zog ihre perfekt geformte Augenbraue hoch.

Als Ablenkung sollte es gehen. Allein die Erinnerung an seine grauen Augen und die vollen, sinnlichen Lippen machte mich ganz schwindlig. Ich dachte öfter über Jax nach, als mir lieb war, und immer dann, wenn ich mir einreden wollte, er sei nur ein zufälliger möchtegern One-Night-Stand, brüllte mir eine unsichtbare Stimme zu, dass es absoluter Schwachsinn war. Jene Nacht war so intensiv gewesen, dass ich drauf und dran gewesen war, meine Regeln zu brechen und ihn nach Hause zu begleiten. Wenigstens war er so vernünftig gewesen, das Ganze zu blockieren, weil er erkannt hatte, wie beschwipst ich war. Zur Hölle, es könnte sogar sein, dass ich ein bisschen darum gebettelt hatte.

Anthony schaufelte ein paar Pancakes in sich hinein und nuschelte mit vollem Mund. »So, wie ihr zwei euch aneinandergerieben habt, hättet ihr in Flammen aufgehen können. Verdammt, ich hatte kurz befürchtet, selbst in Flammen aufzugehen. Kleines, ich kann nicht glauben, dass du ihn nicht abgeschleppt hast.«

Ich konnte es ja selbst kaum glauben. Ehrlich gesagt, sollte es Männern verboten sein, so auszusehen oder sich so bewegen zu können.

»Er spielt Eishockey.« Ich zuckte mit den Schultern.

»Ja, und?« Mia sah mich erwartungsvoll an.

Ich ließ mich nicht auf selbstverliebte, arrogante und überhebliche Arschlöcher ein, die nur an sich selbst dachten. Nicht, dass Jax irgendetwas getan hätte, um diesen Anschein zu erwecken, aber ich wusste genau, wie Eishockeyspieler tickten. Schließlich war ich mein ganzes Leben von ihnen umgeben gewesen. »Und … du kennst doch Regel Nummer vier.«

Sie seufzte so laut, dass die Kellnerin zu uns herüberschielte. Ich winkte ihr zu und funkelte Mia finster an. Sie schüttelte enttäuscht den Kopf. »Deine Regeln sind ziemlich Banane. Das ist dir schon klar, oder? Der Kerl ist einfach hot.«

»Ein Grund mehr, sich an die Regeln zu halten.« So ein Typ machte es nur unnötig schwer, ihm den Laufpass zu geben. Ich kannte mich doch. Bevor ich wusste, wie mir geschah, würde ich mein ganzes Leben um ihn herum aufbauen und mich wie ein liebeskranker Oktopus an ihn klammern. Hey, es war nichts verkehrtes daran, seine Schwächen zu kennen. Und eine totale Klette zu sein, war eben meine. Zweifellos hing das mit meinem bodenlosen Vaterkomplex-Ding zusammen.

Anthony wuschelte mir durch die Haare. »So, wie ihr euch bewegt habt, könnte ich wetten, dass er es auch im Bett drauf hat.«

Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg. »Die Regeln stehen nicht zur Debatte.«

Mia seufzte. Die Abneigung gegen meine Regeln stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. »Okay, aber es war nur eine Regel. Der Teil mit dem Hockeyspieler zählt doch nicht wirklich, wenn es nur für eine Nacht ist, oder?«

»Doch, klar. Meine Mom ist das Paradebeispiel dafür.«

Ihre Augen weiteten sich. »Tut mir leid.«

Ich bedeckte Mias Hand mit meiner und drückte sie leicht. »Schon gut. Hockeyspieler sind arrogante Arschlöcher und Egoisten im Bett. Mit meinem Vibrator bin ich besser bedient.«

Anthony beugte sich vor und flüsterte, sodass nur wir es hören konnten: »Bitte sag mir, dass er dir wenigstens als Vorlage bei deiner ›Selbstliebe‹ gedient hast.«

Hitze kroch mir den Hals hinauf und mein Gesicht fühlte sich an, als würde es in Flammen aufgehen. Ich hatte mir vorgestellt, wie Jax’ volle, weiche Lippen sich auf meine pressten, wie meine Finger sich in sein zerzaustes, sandbraunes Haar gruben und wie sein Gewicht sich zwischen meine Schenkel legte – und das nicht nur einmal.

Mia gab ein Quietschen von sich. »Oh, Gott. Du hast das echt getan, oder? Wie ungezogen. Ich wette, es war gut.«

Hitze sammelte sich zwischen meinen Beinen. Ja, zu gut.