Interview Volker Dützer über seinen neuen Cornwall-Krimi

Worum geht es in deinem neuen Buch Sturmtod?

Es ist die Geschichte zweier Menschen, die an einem Ort zusammentreffen, der für sie große Bedeutung hat. Sie sind aus verschiedenen Gründen Außenseiter und müssen sich gemeinsam ihrer Vergangenheit stellen, um eine Zukunft aufbauen zu können.

Jennifer Nowak erbt ein Haus mit einem verwilderten Garten, den sie mit all ihrer Leidenschaft wieder zum Blühen bringen will, Travis Sayer hat eine Gefängnisstrafe verbüßt für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat. Nur wenn er den Täter findet, kann er hoffen, wieder in die Gemeinschaft des Fischerdorfs in Cornwall aufgenommen zu werden. Auch Jennifer kämpft darum, in Pennack anerkannt zu werden. Doch es gibt jemanden, der die beiden mit allen Mitteln vertreiben will und der auch vor Mord nicht zurückschreckt, um das Geheimnis des alten Hauses auf den Klippen zu bewahren.

Der Krimi spielt in Pennack, einem fiktiven Küstenort in Cornwall. Gibt es ein reales Vorbild für das Fischerdörfchen?

Der Name Pennack setzt sich zusammen aus den Orten Penzance und Kelynack. Es gibt dafür mehrere Vorbilder, von denen ich einzelne Elemente übernommen habe. Ich hätte auch einen realen Ort nehmen können, aber ich mag es, mir eine Fantasiewelt auszudenken und mich darin auszutoben. In Pennack konnte ich Häuser, Straßen und Landschaften entstehen lassen, ganz wie ich sie haben wollte, allen voran den Maugham-Garten.

Wie würdest du Jennifer Nowak in wenigen Worten beschreiben?

„Wenn ich Tausendmal hinfalle, stehe ich eben Tausendundeinmal wieder auf.“

Wie kamst du auf die Idee einen Cornwall-Krimi zu schreiben?

Ich habe etliche Thriller geschrieben, die in Deutschland spielen, und ich wollte mal etwas Neues ausprobieren. Wie so oft, spielte ich am Anfang mit zwei Ideen herum, die nichts miteinander zu tun hatten. Da war zum einen die Heldin Jennifer, die zu Beginn einen heftigen Schicksalsschlag einstecken muss und die in ihrem Leben noch nie wirklich etwas zu Ende gebracht hat. Auf dem Tiefpunkt eröffnet ihr das Schicksal eine verlockende Chance: Sie erbt ein Vermögen und ein Haus in Cornwall. Eigentlich will sie nur das Geld, aber als sie zum ersten Mal den verwilderten Garten sieht, der zu dem Haus gehört, spürt sie, dass dieser Ort sie die ganze Zeit über gerufen hat. Gegen alle Widerstände und Warnungen will sie den Garten wieder zum Blühen bringen. Sie stellt sich einer fast übermenschlichen Aufgabe.

Auf der Suche nach einem geeignetem Handlungsort stieß ich sehr schnell auf Cornwall, denn dieser Landstrich ist ja für seine wunderschönen Gärten berühmt.

Meine Geschichten beginnen meistens mit einzelnen Bildern, die sich in meinem Kopf festsetzen. Die Vorstellung des vernachlässigten Gartens, der unter Jennifers Händen wieder zu erwachen beginnt, war das erste Bild, das ich vor Augen hatte. Jennifers Verletzungen heilen im Verlauf der Handlung in dem Maße, in dem der Garten wieder erblüht. Der Ort, der ein bisschen magisch anmutet – was ja für Cornwall typisch ist -, ist ein Symbol für den Garten Eden, aus dem man die beiden Hauptfiguren gewissermaßen vertrieben hat.

Die zweite Idee war die des unschuldig verurteilten Mörders, der in seinen Heimatort zurückkommt und den wahren Täter sucht. Er wird von allen für schuldig gehalten und gemieden, ein Outsider, der sich seinen Weg freikämpfen muss, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Als ich die beiden Plots nebeneinanderstellte, verschmolzen sie wie zwei Eiswürfel auf einer heißen Herdplatte. Um das Ganze mit einer Prise Horror zu würzen, grub ich eine Idee aus, die schon lange in meiner Schublade schlief – die des Serienmörders, der vor Jahrzehnten in seinem eigenen Haus spurlos verschwand. Es gab mehrere Handlungsansätze, die mich aber nie zufrieden stellten. Manchmal kommt einem dann der Zufall zu Hilfe. Da ich parallel an einem Roman über die furchtbaren Zustände in katholischen Kinderheimen in den 50er Jahren arbeitete, verband sich plötzlich Historisches mit dem unheimlichen Haus auf den Klippen. In Form von Briefen, die Jennifers Ahnin Margareth Clayton ihr hinterlässt, konnte ich eine herrliche Backgroundgeschichte über die Workhouses in Südengland Anfang des 20. Jahrhunderts einflechten, die sich als Kitt erwies, die Story zusammenzuhalten.

Was fasziniert dich an Cornwall? Warst du selbst bereits dort und hast einen heißen Geheimtipp für uns?

Geplant war eine Reise nach Cornwall schon lange, leider hat die Corona-Epidemie sie vorerst zunichte gemacht.

Ich bin ein Fan der Romane von Daphne du Maurier, die bekanntlich in Cornwall spielen – allen voran „Rebecca“. Die Landschaft hat etwas Urtümliches, Raues und Geheimnisvolles, wie geschaffen für unheimliche und spannende Geschichten. Cornwall steckt voller Mythen und Legenden, voll großartiger Erzählungen. Es ist kein Wunder, dass so viele Thriller dort angesiedelt sind, Cornwall eignet sich hervorragend dazu.

Du schreibst hauptsächlich Krimis und Thriller. Was macht für dich einen guten Spannungsroman aus?

Gute, lebensechte Figuren, die ein wichtiges Ziel erreichen wollen und gegen fast unüberwindbare Widerstände ankämpfen müssen – und ein herrlich fieser Schurke, der ihre Pläne durchkreuzt. Es sollte viel auf dem Spiel stehen und die Uhr muss die ganze Zeit ticken. Und dann braucht es noch einen Schuss Grusel.

Was tust du, wenn du nicht am Schreiben bist?

Gitarre spielen, Musik hören, Radfahren und Schwimmen. Und ab und zu mache ich wirklich gar nichts, nur aus dem Fenster in den Garten schauen und darauf warten, dass Chewie, das Eichhörnchen, sich eine Nuss holt.

Hast du seltsame Schreibangewohnheiten?

Wenn ich nicht weiterkomme, hilft mir ein Teddybär , der auf den Namen Konrad hört. Er ist gewissermaßen mein Ghostwriter. (Und er will lieber Conny genannt werden, soll ich sagen.)

Welche Bücher liest du selbst gerne? Hast du eine Buchempfehlung für uns?

Die Jesse-Stone-Serie von Robert B. Parker. Eins meiner klaren Favoriten ist auch „Brandzeichen“ von Dean Koontz. Unübertroffen.