Worum geht es in deinem Buch Spürt meinen Zorn?
Wo liegen die Grenzen, um den Verstand zu verlieren? Was treibt einen Menschen dazu völlig auszurasten? Wahnsinn geboren aus unerträglichem Leid, Schmerz und der Last von Unrecht.
Was hat dich dazu inspiriert, das Thema Selbstjustiz zu behandeln?
Letztlich geht es nur im weitesten Sinn um Selbstjustiz. Vielmehr um gerechten Zorn, der sich im Roman auf ungesunde Weise entlädt – beseelt von Nemesis, der Göttin der Vergeltung. Gerechter Zorn nicht als blinde Wut oder Rachsucht, sondern als ein aus Sicht des Täters moralisch motiviertes Gerechtigkeitsgefühl, das die Hybris eines Machtmissbrauchs gerecht bestraft, um eine Art Gleichgewicht herzustellen. Ein interessantes Gespräch mit einem Juristen, den dieses Thema faszinierte, hat mich auf den Gedanken gebracht der Nemesis einen Roman zu widmen.
Gab es eine Szene, die beim Schreiben besonders intensiv oder herausfordernd war?
Sobald Figuren stehen, entwickeln sie ein Eigenleben. Sich beim Schreiben in den Kopf eines Serientäters hineinversetzen „zu lassen“ geht an die Substanz, denn an sich bin ich ein äußerst friedliebender Mensch. Dennoch eine faszinierende Reise in dunkle Abgründe, die mich überrascht haben. Handwerklich fordernd war bei diesem Roman sich auf zwei Zeitebenen zu bewegen, die ineinander verwoben sind.
Was hebt Spürt meinen Zorn von anderen Thrillern ab?
Die meisten Thriller, die ich kenne, sind sehr „plotdriven“. Es kommt nicht selten vor, dass die Figuren, vor allem deren Innenschau, ihre verschiedenen Facetten und generell Emotionen, dabei zu kurz kommen. Mich hat gereizt „Thrill“ und „Emotions“ miteinander zu verbinden.
Wie sieht ein typischer Schreibtag bei dir aus?
Feste Schreibzeiten habe ich keine. Sobald der Kampf gegen lebensadministrative Aufgaben gewonnen ist, die Mails beantwortet und Termine aus dem Weg geräumt sind, habe ich meine vier bis fünf Stunden Ruhe – in denen ich auch nicht gestört werden will. Hinsetzen und genießen, sich von den Figuren, eingebettet in ein Exposé, eine Geschichte szenisch erzählen zu lassen – das ist dann wie Kino, nur dass der Film aus meinen Fingern zur Tastatur fließt.
Was machst du neben dem Schreiben gerne?
Ich lerne gerne Fremdsprachen, was mir auf Reisen im Ausland zugutekommt und zudem große Freude bereitet. Sport als wichtiger Ausgleich, weil ich ja viel sitze. Fremde Städte erkunden – am liebsten auf Recherchereise. Zeit mit der Familie zu verbringen, gehört mit dazu.
Wenn deine Reihe verfilmt werden würde, welche Schauspieler könntest du dir in den Hauptrollen vorstellen?
Von den aktuell angesagten Schauspielerinnen könnte ich mir Margaret Qualley, die einige vielleicht aus „The Substance“ kennen, gut als Emelie vorstellen. Und Yan? Da fällt mir Chris Hemsworth ein.
Was liest du selbst gerne? Hast du eine Buchempfehlung für uns?
Leider komme ich viel zu selten zum Lesen. Weil ich meine eigenen Romane – auch die anderer Genres – oft drei Mal Korrekturlesen muss, empfinde ich „Lesen“ manchmal als Arbeit. Selten packt mich ein Roman so, dass ich mich fallen lassen kann. Der Blick des Autors auf Handwerkliches liest ja immer mit. Doch es gibt sie, die goldenen Ausnahmen, die mich in eine fremde Welt entführen und mich packen. Zuletzt war das Das böse Mädchen von Mario Vargas Llosa. Ich mag die Art wie er schreibt.