Worum geht es in deinem Buch A Place for Broken Hearts?
Der Roman ist eine Mischung aus Romance und Crime. Ryder Cope ist Tierarzt in einem kleinen Ort in Wyoming und hat dort gemeinsam mit seinem Ehemann Dylan ein Dog Camp für ausrangierte Kampfhunde aufgebaut. Während Ryder sich darauf konzentriert, die geretteten Hunde an Körper und Seele zu heilen, will Dylan den Tätern das Handwerk legen. Auch ihr gemeinsamer Freund Mike Zane ermittelt als Polizist schon länger gegen das Kampfhund-Milieu, bekommt die Drahtzieher aber nicht zu fassen. Daher versucht Dylan es auf eigene Faust und verschwindet dabei spurlos.
Als sich der Verdacht erhärtet, dass Dylan nicht mehr lebt, gibt Mike, der schon länger tiefere Gefühle für Ryder hegt, diesem Halt und zwischen den beiden entsteht nach und nach eine Freundschaft plus. Mehr kann Ryder einfach nicht zulassen, weil er sich Dylan gegenüber schuldig fühlt. Dabei empfindet auch er bald schon mehr für Mike.
Eines Tages taucht der siebzehnjährige Stevie im Dog Camp auf und scheint mit einem kürzlich geretteten Hund sehr vertraut, was darauf hindeutet, dass er Kontakte ins Kampfhunde-Milieu hat. Tatsächlich gibt es durch ihn plötzlich eine neue Spur zu Dylan. Aber als Mike beginnt, nachzuforschen, tritt dies eine Lawine von Ereignissen los, die sowohl für Ryder als auch für Stevie zur Gefahr werden.
Was war der Auslöser oder die erste Idee, die dich zu A Place for Broken Hearts inspiriert hat?
Die erste Szene in meinem Kopf war Ryders Bitte an Mike, ihm dabei zu helfen, Stevie zu retten. Damals war die Konstellation noch so, dass Stevie und Ryder eine Love-Story hätten bekommen können, doch wie das manchmal ist, entwickelt sich eine Geschichte dann völlig anders als zunächst vermutet. Die Forbidden Love-/ Friends to Lovers-Story zwischen Mike und Ryder, geprägt von Hoffnung, Liebe und Schuldgefühlen, hat sich immer stärker in den Vordergrund gedrängt. Klar war auch von Anfang an, dass das Ganze im Kampfhunde-Milieu spielen würde, weil es mir wichtig ist, zu zeigen, was die Tiere dort durchmachen und dass nicht die Hunde das Problem sind, sondern diejenigen, die sie für ihre Zwecke benutzen. Kein Hund wird böse geboren.
Hattest du von Anfang an geplant, dass Ryder und Mike eine gemeinsame Vergangenheit haben?
Ja und Nein. Wie gesagt, ging die Lovestory anfangs eher Richtung Age Gap. Eine gemeinsame Vergangenheit hatten Ryder und Mike aber immer schon, waren gute Freunde, eine Weile gab es sogar Gedanken für gemeinsamen Militärdienst oder ähnliches. Aber der militärische Hintergrund für Ryder passte nicht zu ihm als Tierarzt und Mike ist Cop durch und durch. Dass Mike Gefühle für Ryder hat, habe ich unterschwellig bereits bemerkt, als ich noch Stevie für den Love Interest im Kopf hatte. Inzwischen verstehe ich aber sehr gut, was Mike und Ryder verbindet und wie sehr gerade Mike immer bereit war, selbst zurückzustecken, solange Ryder glücklich ist.
Gibt es Figuren, die dich während des Schreibens überrascht oder ihre Richtung verändert haben?
Abgesehen davon, dass sich das Pärchen geändert hat, waren es vor allem die beiden Antagonisten, Nicholas Bishop und William Henson, die mich überrascht haben, weil ich sie völlig anders eingeschätzt hatte.
Stevie ist eine Nebenfigur mit großer Wirkung – wie kam es zu seiner Rolle?
Wie gesagt, anfangs dachte ich, Ryder und Stevie würden sich ineinander verlieben. Vielleicht auch ein bisschen wegen Stevies Hintergrund und wie dieser ihn agieren lässt. Und in der ersten Szene drehte es sich ja um ihn – darum, dass Mike und Ryder ihm gemeinsam helfen sollten. Für mich ist Stevie nach wie vor nicht bloß eine Nebenfigur, sondern ein sehr berührender und vielschichtiger Charakter, der selbst nicht weiß, wie stark er eigentlich ist. Er hat so viel Potenzial, aber es gab nie jemanden, der ihm das auch gezeigt hat. Stattdessen fühlt er sich für alles schuldig, was in seinem Leben schiefläuft, insbesondere, wenn auch andere die Folgen davon tragen müssen. In meinen Augen ist er der dritte Hauptdarsteller der Story und nicht bloß eine Nebenfigur.
Was hilft dir, nach emotional intensiven Szenen wieder in den Alltag zurückzufinden?
Spazierengehen oder Musik. Bisher auch immer Kuschelstunden mit meinen eigenen Hunden, doch leider musste ich im August 2024 erst Damon und kürzlich im Mai 2025 auch noch Spike gehen lassen. Meine Hunde waren immer der zentrale Anker in meinem Leben und fehlen gerade unendlich. Daher ist der Roman auch den beiden gewidmet, was vielleicht nicht ganz so typisch ist, aber mir eine Herzensangelegenheit. Ich denke, es wird auch nicht der letzte Roman zum Thema Hund bleiben. Ich habe schon Ideen und meine beiden Buben werden vielleicht in einer davon verewigt werden.
Arbeitest du mit einem detaillierten Plotplan oder lässt du dich von deinen Charakteren leiten?
Ich bin Pantser durch und durch. Das ist auch mit ein Grund, warum die Zusammenarbeit mit einem Verlag für mich immer eine Herausforderung darstellt. Denn natürlich braucht der eine grobe Richtung, wenn er einen ungeschriebenen Roman einkauft. Für mich hingegen gibt es anfangs nur ein paar Szenen, eine Idee, ein Thema und zwei oder drei der Figuren. Die erzählen mir dann die Geschichte, die sich oft völlig anderes entwickelt, als ich zunächst dachte. Auch die Charaktere selbst zeigen erst im Schreiben immer mehr Facetten. So hat das Endprodukt zuweilen nur noch rudimentär mit der ersten Idee zu tun. Aber ich glaube, genau das macht die Geschichten dann auch so authentisch. Weil sie sich unvorhersehbar entwickeln, wie das Leben selbst.
Wie lange hast du an diesem Buch gearbeitet – von der ersten Idee bis zur letzten Zeile?
Von der allerersten Idee bis zur Abgabe sind über fünf Jahre vergangen, weil das Projekt lange Zeit auf Eis lag. Vom Vertragsabschluss mit dp bis zum letzten Überarbeitungsdurchgang waren es jetzt ca. anderthalb Jahre. Reine Schreibzeit aber deutlich weniger. Ich habe nun mal auch noch einen Bürojob und bin gesundheitlich leider sehr oft angeschlagen.
Was bedeutet es dir, queere Charaktere und Geschichten mit emotionaler Tiefe zu erzählen?
Das ist mir extrem wichtig. Toleranz ist in unserer Gesellschaft leider immer noch keine Selbstverständlichkeit und selbst diejenigen, die offen und liberal sind, haben oft noch Klischeebilder im Kopf. Mir liegt es auch nicht, reine Lovestorys zu schreiben. Dabei finde ich die nicht schlecht, auch sie haben ihre Berechtigung. Es ist eben nur nicht meins. Ich möchte immer auch etwas erzählen, das Bedeutung hat, das Menschen zum Nachdenken anregt, das bestimmte Themen aufgreift. Ich brauche Schicksal, Konflikte, manchmal auch die harte Realität und ich brauche eine Botschaft. Eine Achterbahn von Gefühlen und Charaktere mit vielen Facetten, die manchmal völlig anders sind als zunächst gedacht. Kein Schwarz oder Weiß, sondern alles dazwischen und noch viele bunte Farben dazu. Ich hoffe, das gelingt mir und meine Leser fühlen ebenso mit wie ich während des Schreibens.
Was bedeutet für dich persönlich eine „gute“ Romance?
Das, was ich oben beschrieben habe. Eine Lovestory mit Inhalt, mit Botschaft. Eine bedeutende Handlung um die Lovestory herum. Eine Liebe auf Augenhöhe mit Respekt und Einvernehmlichkeit und die klare Benennung, wenn es das eben nicht ist. Ich habe kein Problem, über toxische Beziehungen oder Übergriffigkeit zu schreiben, denn auch das ist – leider – Teil der Realität. Aber ich mag es nicht, wenn das legalisiert oder gar romantisiert wird. Grenzüberschreitungen müssen als solche erkennbar sein und wo immer möglich, sollte man auch Lösungen aufzeigen, wie es anders sein kann. Charaktere müssen nicht perfekt sein, im Gegenteil. Gerade ihre Schwächen machen sie menschlich und realistisch. Aber sie sollten reflektieren und sich entwickeln. Für mich ist Autor*in sein auch ein Stück Verantwortung, welche Bilder und Werte ich meinen Lesern mitgebe.