Interview Autor Andreas Suchanek über seine prickelnde queere Romance in Berlin

Worum geht es in deinem Buch Stolen Kisses?

Jannis und Kai treffen sich in einem Hotel für einen One-Night-Stand. Beide bemerken jedoch sofort, dass zwischen ihnen eine Anziehung besteht, die weit über das Körperliche hinausgeht. Sie verbringen die gesamte Nacht zusammen. Am kommenden Morgen geht es für beide zurück in ihre jeweiligen Leben.

Doch dann stellt sich heraus, dass ihre Familien beruflich konkurrieren müssen. Das Schicksal sorgt dafür, dass sie sich immer wieder begegnen.

 

Kannst du uns deine Protagonisten, Kai und Jannis, etwas genauer vorstellen?

Jannis ist in einem eher liberalen, antiautoritären Umfeld großgeworden ist. Er konnte bereits früh sich selbst finden und ausleben. Dadurch ist er aber auch mit Einsamkeit und der oberflächlichen schnelllebigen Welt konfrontiert.

Kai sehnt sich nach dieser Freiheit, ist aber ungeoutet und kommt aus einem eher konservativen Elternhaus. Hier steht die Pflicht gegenüber dem Erbe an erster Stelle.

 

Inwieweit findest du dich in den Protagonisten oder in anderen Figuren wieder?

Ich entwerfe meine Figuren meist sehr unabhängig von mir selbst. Trotzdem kommt es vor, dass ich diverse Charaktereigenschaften hineinschattiere. Ich habe da, wie Jannis, ein starkes Bedürfnis nach menschlicher Nähe, das nicht oberflächlich ist. Eher wenige, intensive Freunde. Erdung.

 

Wie bist du auf die Buchidee gekommen? Gab es eine besondere Inspiration?

Ich wollte eine Geschichte erzählen, in der es um Verständnis füreinander und für die unterschiedlichen Lebensweisen und Entwicklungen geht. Jede meiner Figuren hat Gründe für ihr Handeln, für den Punkt, an dem sie im Leben steht. Es gibt keine einfachen Lösungen. Bei diesem Gedanken und dem Bedürfnis, die schwule Welt in verschiedenen Facetten darzustellen, ist die Geschichte wie von selbst entstanden.

 

Was ist die größte Herausforderung beim Schreiben von Lovestorys? Wie schaffst du es, Gefühle in deine Bücher zu bringen?

Ich transportiere, was ich beim Schreiben selbst fühle. Das bedeutet, nah an die Figur heranzugehen, sie zu verstehen und ein Stückweit sie zu werden, während ich schreibe.

 

Stolen Kisses gibt es jetzt auch als Hörbuch. Wie war es für dich, die Stimmen für deine Geschichte zu hören?

Das ist für mich prickelnde Vorfreude mit einem Schuss Angst. Denn ich sitze dann beim Hören stets da, knabbere an meiner Unterlippe und fürchte, dass unweigerlich der Gedanke kommt: Wieso habe ich das so geschrieben, das klingt nicht flüssig genug.

 

Wer würde die Hauptfiguren spielen, wenn dein Buch verfilmt werden würde? Würdest du gerne an einem Drehbuch für den Film mitschreiben?

Das wäre natürlich ein Traum. Gerade wo ein Film wie Red, White & Royal Blue gezeigt hat, dass das Interesse vorhanden ist. Ja, ich würde gerne mitschreiben. Auch, um die Grundtonalität im Auge zu behalten.

Es gibt so viele tolle Schauspielerinnen und Schauspieler, ich würde gerne mit im Casting sitzen und mich überraschen lassen.

 

Du schreibst seit über zehn Jahren Romane in den Genres Science-Fiction, Fantasy, Krimi, Kinderbuch und Romantik und hast mehrere Preise gewonnen. Hast du irgendwelche Tipps für Debüt-Autor*innen?

Von Selbstzweifeln nicht unterkriegen lassen und das Buch zu Ende schreiben. Während man so eine Geschichte schreibt, die 400 Seiten oder mehr umfasst, kommen stets irgendwann die Selbstzweifel. Einfach weiterschreiben. Nachbearbeiten kann man immer.

 

Hast du eine bestimmte Schreibroutine in deinem Alltag und womit beschäftigst du dich neben dem Schreiben?

Die habe ich tatsächlich. Jeden Morgen nach dem Frühstück setze ich mich an meinen Schreibtisch und schreibe ein Minimum an 20 Seiten. Alles darüber ist dann Bonus. Von diesem Schema weiche ich nur ab, wenn Lektoratsphasen anstehen.

Neben dem Schreiben spaziere ich viel, gehe mit Freunden was trinken und schaue gerne Serien (auch aus kreativer Sicht, zur Analyse). Und ich lese sehr viel.

 

Wer hilft dir beim Schreiben? Wir haben ein bisschen herumgeschnüffelt und herausgefunden, dass du ein paar süße Assistenten hast!

:D Ich habe so eine Ahnung, auf wen ihr anspielt. Es gibt im Freundeskreis einen Bassett (es waren mal zwei) und einen Dackel. Die gehören zwar nicht mir, ich habe sie aber sehr gerne. Hunde geben mir immer einen Dopaminschub, ich liebe die vierbeinigen Racker. Da ich selbst aber eine Allergie habe, besitze ich keinen. Das mache ich dann über den Freundeskreis wieder wett.

Und mittlerweile habe ich mich mit einem Bassett in der Straße angefreundet. Was für ein Zufall, oder? Eine Nachbarin hat seit kurzem eine Bassett-Dame, die noch recht jung ist. Sie weiß schon, dass sie nicht an mir vorbeigehen kann, ohne kurz stehen zu bleiben.

 

Welche Autoren und Bücher haben dich im Laufe deines Lebens begleitet?

Da gibt es recht viele, da ich einfach immer lese. Sobald ein Buch durch ist, kommt das nächste. Dabei mache ich stets Genre-hopping. Zuletzt habe ich Der Astronaut von Andy Weir gelesen. Danach ging es zu Die Cartiers (das habe ich aber abgebrochen, weil es mir zu sehr eine Aufzählung von Fakten war). Ich lausche in mich hinein, auf welches Genre ich am nächsten Lust habe und greife dann zu.

 

Hast du ein Lieblingsbuch? Hast du eine Buchempfehlung für uns?

Das hängt natürlich ganz vom Genre ab. Im queeren Bereich lese ich gerne Bücher von Regina Mars und kann natürlich Red, White & Royal Blue empfehlen. In der Science-Fiction mag ich die Bücher von Peter F. Hamilton sehr, insbesondere den Commonwealth-Zyklus. In der Urban-Fantasy die Alex-Verus-Reihe.