Writing the Rainbow – was ist purple, blue & beige prose? 3. Juni 2024

Quelle: Alexander Grey/unsplash.com

Das Leben ist schöner, wenn es bunt ist. Das gilt auch für Literatur! Doch wie bunt kann Sprache sein? Passend zu dieser Frage möchte ich dir im Folgenden die Begriffe purple, blue und beige prose näherbringen. Du hast keine Ahnung, wovon ich rede? Umso besser, dann hast du gar keine Entschuldigung mehr, diesen Artikel nicht weiterzulesen! ;) Wer weiß – vielleicht findest du heute eine ganz neue Farbe für dein nächstes Buchprojekt!

Purple prose

Fangen wir mit purple prose an. Purple (übersetzt: lila), ist wohl der „blumigste“ Schreibstil unter den dreien. Purple prose ist over the top oder auch larger than life. Es kann eine sehr spezifische Autor:innenstimme kreieren und eine ganz eigene, beinahe fantastische Welt erschaffen. Erkennbar an den langen und verschachtelten Sätzen, die übermäßige Verwendung von Adjektiven + Adverbien, sowie blumige und „ungewöhnliche Wörter. Besonders beliebt bei Dichtern wie William Shakespeare oder Belletristik Autorin Stephanie Meyer. Beispiel gefällig? Hier ist eines von Ernest Hemingway aus The Old Man and the Sea:

“But the bird was almost out of sight now and nothing showed on the surface of the water but some patches of yellow, sun-bleached Sargasso weed, and the purple, formalized, iridescent, gelatinous bladder of the Portuguese man-of-war floating close beside the boat.”

(„Doch der Vogel war jetzt fast außer Sichtweite, und auf der Wasseroberfläche war nichts zu sehen außer einiger Flecken des gelben, sonnengebleichten Sargassotangs und der violetten, formalisierten, schillernden, gallertartigen Blase der portugiesischen Galeere, die dicht neben dem Boot trieb.“)

(Quelle: https://www.loudcoffeepress.com/post/thecoloroflanguage)

Die Gefahr der purple prose ist, die Leser:innen in übermäßig komplizierten Sätzen oder hochgestochener Wortwahl zu verlieren. Doch hier und da, in verdaulichen Dosen eingebaut, kann die lila prose deinem Werk eine aufregende und kreative Ebene geben.

Blue prose

Die blaue prose ist der Seemann unter den Schreibfarben. Es zeichnet sich durch eine hohe Dichte an Schimpfwörtern, sexueller Sprache oder einer gewissen Art von Wut oder Dringlichkeit bei den Charakteren aus (Ich glaube hier ist kein genaues Beispiel nötig und wir alle haben wohl ein gewisses Bild vor Augen ;)). Ein ganzes Buch in vornehmlich blue prose geschrieben, wäre wohl doch etwas anstrengend zu lesen. Aber – geschickt eingebaut, kann es Szenen, oder die Erwartungshaltung der Leser:innen brechen und sie mit neuer Spannung deine Story verfolgen lassen.

Beige prose

Kommen wir zum letzten und minimalistischsten der drei Schreibstile: der beige prose! Ganz ihrem namentlichen Vorbild entsprechend, ist die beige prose einfach, unaufgeregt und klar strukturiert. Klare, kurze Sätze, wenig Adjektive sowie Adverbien und einen grundsätzlich eher beschreibenden, beobachtenden Charakter. In der beige prose ist wenig Platz für überladene Metaphern oder übermäßige Gefühlsausbrüche. Hier ein Beispiel von Autor Mark Twain aus Huckleberry Finn:

We went tiptoeing along a path amongst the trees back toward the end of the widow's garden, stooping down so as the branches wouldn't scrape our heads. When we were passing by the kitchen I fell over a root and made a noise. We scrouched down and laid still.”

(„Wir gingen auf Zehenspitzen über einen Pfad zwischen den Bäumen zurück zum Ende des Gartens der Witwe, wobei wir geduckt gingen, damit uns die Äste nicht den Kopf zerkratzten. Als wir an der Küche vorbeikamen, fiel ich über eine Wurzel und machte ein Geräusch. Wir kauerten uns hin und blieben so still wie möglich.“)

(Quelle: https://www.masterclass.com/articles/how-to-use-beige-prose-in-your-writing)

Ähnlich zur purple prose, wäre ein gesamter Text nur in beige verfasst wohl etwas langweilig und würde schnell das Interesse der Leser:innen verlieren. Doch es eignet sich zum Beispiel besonders gut, um Schauplätze sowie Charaktere zu beschreiben. Es lenkt nicht zu sehr von den Geschehnissen des Plots ab und bietet einen einfachen Einstieg in die Szenerien und Gedankenwelten der Protagonisten.

 

Doch in welcher Farbe ist es am besten zu schreiben? Dazu kann ich nur sagen – write the Rainbow! Es kommt immer darauf an, in welchem Genre du schreibst oder was du gerade in deiner Story rüberbringen willst. Doch am Ende macht‘s die gute Mischung! Also, lass deinen Schreibstil bunt werden.