Historische Romane: Zwischen Fakt und Fiktion 5. Dezember 2023

Ein Schreibtisch mit historischen Utensilien
Quelle: Triff/shutterstock.com

Historische Romane erfreuen sich häufig großer Beliebtheit, da sie alternative gesellschaftliche Verhältnisse behandeln und mitunter die Entstehung dieser veranschaulichen. Vor dem Schreiben eines historischen Romans stellt sich rasch die Frage, ob der Inhalt streng historisch korrekt sein sollte oder ob Raum für kreative Freiheiten besteht. In diesem Artikel gehen wir dem auf den Grund.

Ein historischer Roman reagiert auf kollektive Erfahrungen gesellschaftlicher Veränderungen und beleuchtet dabei verschiedene Perspektiven. Die Zielgruppe solcher Romane möchte dabei nicht nur unterhalten werden, sondern auch authentische Einblicke in eine vergangene Epoche erhalten. Sie möchte immer auch etwas über die jeweilige Zeit, deren Sitten und Lebensumstände lernen. Das Bedürfnis, das Buch mit erweitertem Geschichtswissen zu beenden, ist dabei präsent. Doch stellt sich die Frage, ob diese Ansprüche automatisch kreative Freiräume einschränken. Dieser Artikel beleuchtet einige entscheidende Faktoren, die beim Verfassen eines historischen Romans zu berücksichtigen sind.

Grundbaustein: Die Zeit und der Ort

Wer einen historischen Roman schreiben möchte, muss sich zuallererst Gedanken darüber machen, in welcher Zeit und an welchem Ort der Roman spielen soll. Wer hier Elemente aus verschiedenen Epochen vermischt, wird schnell unglaubwürdig. Suche dir in einem ersten Schritt also eine konkrete Epoche aus.

Passendes Subgenre

Der historische Roman besteht erst einmal nur aus seiner Umgebung (Zeit und Ort), in der sich seine Figuren bewegen. Aber welche Tropes werden in deinem Roman behandelt? Überlege dir, was du erzählen möchtest: Eine tragische Liebesgeschichte, eine Abenteuerreise, den Aufstieg oder Fall einer Adelsfamilie, eine historische Kriminalgeschichte oder eine Familiensaga? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aus denen du dir etwas aussuchen kannst. Wenn neben der Zeit und dem Ort das passende Subgenre feststeht, geht es ans Eingemachte: die Recherche.

Gute und sorgfältige Recherche

Historische Romane sollten möglichst gut und detailliert recherchiert sein. Vor allem durch die Eingrenzung deines Subgenres kann deine Recherche erleichtert werden. Versuche, so viel wie möglich über die Epoche, in der dein Roman spielt, herauszufinden. Er wirkt später nämlich nur authentisch und überzeugend, wenn das Setting passt: Von der Beschreibung der Gebäude, der Bräuche, der Kleidung, des Essens bis hin zur Sprache oder den Verhaltensweisen der Figuren. All das führt dann dazu, dass in deinem Roman die jeweilige Epoche umso lebendiger vor dem geistigen Auge der Leser:innen entsteht. Eine falsche Darstellung kann die immersive Erfahrung stören und jede noch so schön aufgebaute Spannung zerstören.

Figurenentwicklung

Zwar lassen sich in der Vergangenheit zahlreiche bedeutende historische Persönlichkeiten finden, über die sich ein Roman zu schreiben lohnen würde, aber hier ist Vorsicht geboten: Je mehr über die Charaktere bekannt ist, desto eingeschränkter bist du in der Entwicklung dieser Charaktere und des Plots. Schließlich gibt es eine Vielzahl historisch belegter Tatsachen über das Leben dieser. Es lohnt sich in historischen Romanen also eher, weniger bekannte Personen als Hauptcharaktere auszuwählen, da dir das mehr erzählerischen Spielraum erlaubt. Bekannte historische Figuren können dann immer noch als Nebencharaktere eingeflochten werden. Die Figuren und der Plot sollten auf jeden Fall der jeweiligen Zeit entsprechend historisch glaubwürdig sein.

Fazit: Muss alles historisch korrekt sein?

Was sich gezeigt hat ist folgendes: Ist dein historischer Roman nicht gut recherchiert und passen verschiedene Elemente nicht in das Setting der jeweiligen Zeit, wird der Lesefluss gestört. Fallen Leser:innen offensichtliche Fehler auf, wie falsche Jahreszahlen, Menschen, die zum Zeitpunkt der Handlung noch nicht geboren oder gestorben sind, oder dergleichen, wird die Immersion gebrochen. Wenn du Elemente oder Personen verschiedener Zeiten miteinander verknüpfen möchtest, befindest du dich nicht mehr im Genre des historischen Romans. Natürlich ist völlige Faktentreue, geschweige denn deren Überprüfbarkeit, unmöglich. Aber Elemente, die sofort ins Auge springen und sich auch noch auf die Handlung auswirken, kratzen an der Glaubwürdigkeit deines Romanes. Aber: Historische Romane sind keine Sachbücher! Schließlich haben sich Leser:innen einen Roman gekauft und möchten unterhalten werden. Achte also darauf, dass dein historischer Roman spannend und unterhaltsam bleibt und nicht in langatmige Beschreibungen diverser Gebäude etc. ausartet. Der Eindruck, dass eine bestimmte Handlung genauso hätte passiert sein können, sollte gewahrt bleiben. Eine bestimmte Romanze, ein Abenteuer oder eine dramatische Wendung sind vielleicht realistisch gesehen nicht besonders wahrscheinlich gewesen. Die Kunst des historischen Romanes liegt darin, den Eindruck zu erwecken, dass die Geschichte innerhalb der echten Geschichte zumindest aber nicht unmöglich ist und es denkbar wäre, dass es sich so abgespielt hat. Es sollten also sowohl die – soweit nachvollziehbaren – historisch korrekten Rahmenereignisse, als auch die fiktive Handlung innerhalb dieser stimmen.